Geförderte Forschungsprojekte 2019

Projekt "Fachlichkeit in Interaktionen: Vermittlungs- und Aneignungsprozesse im Kontext von Inklusion und Exklusion"

In dem interdisziplinären Forschungsprojekt werden sprachliche Lern- und Bildungsprozesse in unterrichtlichen Interaktionen an inklusiven und exklusiven Schulformen aus einer fachdidaktischen und sozialwissenschaftlichen Perspektive erforscht. Zur Anwendung kommt ein innovatives Forschungsdesign aus dokumentarischer videobasierter Unterrichtsforschung, sprachwissenschaftlichen Analysen sowie Methoden der Spracherwerbsforschung. Das stellt für die aktuelle Schul- und Unterrichtsforschung einen höchst relevanten und innovativen Beitrag dar. Insbesondere das Zusammenführen der Rekonstruktion von fachlichem Lernen in unterrichtlichen Interaktionen mit der Reflexion von Inklusion und Exklusion (auf der Ebene von Schulformen) knüpft an virulente Herausforderungen der Lehrerbildung an. Damit kann das Verbundprojekt einen bedeutsamen Beitrag für die thematische und insbesondere interdisziplinäre Weiterentwicklung des ZSBH leisten.

Das Projekt wird von Jun.-Prof. Dr. Anja Hackbarth (Institut für Erziehungswissenschaft, AG Schulpädagogik) und Prof. Dr. Anja Müller (Deutsches Institut, Spracherwerb und Sprachdidaktik des Deutschen) durchgeführt.

Forschungsbereiche: Schulforschung, Lern- und Bildungsprozesse

 

Projekt "Effekte von individuellem Feedback auf den Prozess des selbstregulierten Lernens"

Die Fähigkeit das eigene Lernen zielgerichtet zu planen und zu steuern stellt eine Schlüsselqualifikation dar,
die entscheidend für den Studienerfolg ist. Vielen Studierenden mangelt es jedoch an geeigneten Selbstregulationsstrategien. Daher ist es Ziel des Forschungsprojektes Studierende in der Entwicklung des selbstregulierten Lernens mithilfe von digitalen Lernplanern und individuellem Feedback zu unterstützen. Um dies zu untersuchen, füllen Studierende täglich morgens und abends über fünf Wochen einen digitalen, strukturierten Lernplaner aus. Der Lernplaner enthält offene und geschlossene Fragen zu mehreren Aspekten des selbstregulierten Lernens (z.B. Zielsetzung, Motivation, Zeitinvestment). Basierend auf den Angaben im Lernplaner wird ein automatisches, individuelles Feedback zu den Selbstregulationsstrategien generiert. Das vorliegende Forschungsvorhaben dient somit zum einen der Beschreibung des selbstregulierten Lernens über die Zeit. Wie verändern sich beispielsweise die Lernstrategien während der fünf Wochen? Darüber hinaus werden die Effekte von individuellem Feedback auf das Lernverhalten am darauffolgenden Tag untersucht. Wie wirkt sich Feedback am Abend auf das Lernen am nächsten Tag aus? Basierend auf theoretischen Vorannahmen und ersten eigenen Vorarbeiten wird erwartet, dass Feedback eine Reflexion über das eigene Vorgehen beim Lernen anstößt und sich dadurch positiv auf das Lernverhalten am nächsten Tag auswirkt. Das Feedback stellt somit eine Interventionsmaßnahme dar, die darauf abzielt, Studierende in ihrer Selbstregulation zu fördern.

Das Projekt wird von Maria Theobald, M.Sc. und Dr. Henrik Bellhäuser (Psychologie in den Bildungswissenschaften) durchgeführt.

Forschungsbereiche: Lern- und Bildungsprozesse

 

Projekt "Flucht und transnationale Bildung. Eine Biografiestudie zur Bildungszusammenarbeit der DDR mit Namibia."

Das Projekt untersucht einen spezifischen Fall historischer Wirklichkeit, der sich zwischen DDR und
südlichem Afrika aufspannt und unter der Perspektive der transnationalen Bildung (auch international) noch
nicht empirisch untersucht wurde: Die sogenannten „DDR-Kinder aus Namibia“. Von 1979 bis 1989 werden
etwa 430 namibische Kinder aus Flüchtlingslagern in Angola und Sambia in einem politisch gesteuerten
Bildungsprojekt in die DDR gebracht. Das Ziel ist die Ausbildung der Kinder zur zukünftigen Elite Namibias.
Organisiert wird das während des Unabhängigkeitskampfes begonnene Projekt von der namibischen
Befreiungsbewegung SWAPO und der DDR-Führung. Ihre Kindheit verbringen die Kinder in einem Heim in
Bellin (Mecklenburg), wo sie von (mitgereisten) namibischen und DDR-ErzieherInnen betreut werden. Sie
besuchen im Nachbarort Zehna die Grundschule und später den Schul- und Internatskomplex „Schule der
Freundschaft“ in Staßfurt bei Magdeburg. Ihnen wird neben der fachlichen Ausbildung auch eine politischideologische Erziehung im Sinne des Sozialismus zuteil. Die Ausbildung orientiert sich zwar am Lehrplan der DDR, hält aber zugleich die Bezüge zu Namibia über Sprache, Lieder, Tänze und das Feiern
traditioneller Feste aufrecht. Mit der politischen Wende in Deutschland und der Unabhängigkeit Namibias in
den Jahren 1989/90 werden die Kinder und Jugendlichen unvorbereitet nach Namibia gebracht. Dort erleben sie Ausgrenzung: „Ex-DDRler” zu sein und als „Schwarze/r“ Deutsch zu sprechen, ist ein Stigma.
Aus dieser gesellschaftlichen Randposition heraus changieren die Biografien in der Folgezeit zwischen
sozialem Auf- und Abstieg, zwischen Bleiben (Namibia), Gehen (Deutschland, Ausland) und Pendeln
(zwischen Namibia, Deutschland und weiteren Ländern) sowie zwischen sozialer Einbindung oder Isolation,
Anerkennungs- oder auch Missbrauchserfahrungen. Ziel des beantragten Projektes ist die Rekonstruktion
der Flucht- und transnationalen Bildungsbiografien vor dem Hintergrund der im Feld relevant werdenden
Heterogenitäts- und Ungleichheitsdimensionen. Untersuchungsleitend sind die Kategorien: (a)
Lebensphase (Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter), (b) sozioökonomischer Status SWAPOFunktionärsfamilie/Kriegswaise), (c) Geschlecht, (e) Hautfarbe, (f) Sprache und (g) Nationalität. Das Projekt untersucht aus einem transnationalen und intersektionalen Anspruch heraus, wann und wie diese
Differenzlinien zusammenspielen und Wirksamkeit im Hinblick auf die gesellschaftliche Positionierung
entfalten. Ziel ist die Beantragung eines DFG-Projektes.

Das Projekt wird von Prof. Dr. Matthias D. Witte, Dr. Caroline Schmitt und Karin Müller, M.A. (Institut für Erziehungswissenschaft, AG Sozialpädagogik) durchgeführt.

Forschungsbereiche: Bildungsverläufe, internationale und historische Bildungsforschung

 

Kooperationsanbahnungs-Workshop: Hochschulforschung im Norden und Süden Afrikas

Der Workshop ist in der Hochschulforschung angesiedelt. Geplante Teilnehmende sind VertreterInnen der Säule Hochschulforschung des ZSBH und KollegInnen der Soziologie und Higher Education Studies (Südafrika/Mosambik, Ghana) und der Soziologie und Anthropologie (Algerien). Ebenso wäre eine Beteiligung Naturwissenschaftler in ihrer Rolle als internationale Projektkoordination (ACADEMY, EU-INTRA-AFRICA, Algerien), möglich. Eine genaue Arbeitsrichtung kann noch nicht festgelegt werden, daher wird es zunächst darum gehen, Möglichkeiten der institutionellen Zusammenarbeit in der Doktorandenausbildung und/oder der Personal-Mobilität zu eruieren.

Das Projekt wird von Leonie Schoelen, M.A. durchgeführt.

Forschungsbereiche: Hochschulforschung, post-doc Bildungsverläufe im jeweiligen afrikanischen Kontext oder als komparativer Ansatz, sowie Steuerung im Bildungssystem: Wirksamkeit von Qualitätssicherung

Programm