Veranstaltungsprogramm

PROM3THEUS
Praxisorientierung, Methodik und Theorie in der Bildungsforschung

Förderkennzeichen: 01JG2309B

 

Hier finden Sie das Programm mit Zeiten + Workshop-Beschreibungen als PDF

Tag I (04.03.2024)

Theorie in der Lehr-Lern-Forschung: Was fehlt und was warum wichtig wäre?

In diesem Vortrag wird argumentiert, dass empirisch bewährte Theorien nicht nur im "inner-wissenschaftlichen" Kontext ein Verstehen von Lehr-Lern-Prozessen erlauben, sondern ebenfalls für gelungene Anwendungen wissenschaftlicher Wissensbestände (z. B. Prinzipien, Modell, Konzepte etc.)  essentiell sind. Allerdings weist der gegenwärtige Stand der Theorieentwicklung substantielle Defizite auf (z. B. fast "nur" Mini-Theorien oder grobauflösende Rahmentheorien), die es in künftiger Forschung zu adressieren gilt.  Mögliche Wege zur Weiterentwicklung von Theorien werden vorgeschlagen.

 

Vor Beginn der Session findet eine 30-minütige Kurzvorstellung der beiden Formate 'Begleitprogramm (kollegiale Beratung)' und 'Postdoc-Mentoring' statt. Bei dieser Gelegenheit wird mit den Interessent:innen ein Termin für einen Workshop im Anschluss an die Tagung vereinbart werden. Die Kurzvorstellung des Begleitprogramms erfolgt durch Herrn Mark Reinhard.

 

3 parallele Sessions (2 Beiträge pro Session à 45 Minuten)

Das Veranstaltungsformat bietet den Early Career Researchers im Sinne einer Peerberatung die Möglichkeit, ihre Fragestellungen mit Expert*innen aus der Empirischen Bildungsforschung zu besprechen und direkt Rückmeldungen zu erhalten. Die vorgestellte Arbeit kann dabei sowohl ein gesamtes Forschungsvorhaben als auch ein definiertes Arbeitspaket (z.B. die Ausarbeitung des Theorieteils, ein Kodierschema oder die Interpretation von Datenanalysen) adressieren. Eine Teilnahme ohne eigene Arbeit ist ebenfalls möglich, die Sessions leben aber vor allem von aktiven Beiträgen. Bei Auswahl werden Sie im Januar aufgefordert ein Kurzabstract einzureichen.

 

Parallel zu den Sessions gibt es ein niedrigschwelliges ‚Meet The Expert‘ Format für kurzfristigen, individuellen Beratungsbedarf (unabhängig von Beitragseinreichungen). Das Format zeichnet sich durch eine offene Gestaltung aus für Personen, die nicht an den Sessions teilnehmen möchten.

 

Workshop 1a

Theorie und Theoriebildung in der qualitativen Bildungsforschung

Referentin: Prof.in Dr.in Ingrid Miethe
Max. TN-Zahl: 12 (ausgebucht)

Vorbereitung für Teilnehmende: Auf 1 (!) Seite kurz zusammenfassen: Fragestellung, Erhebungs- und Auswertungsmethode, Stand der theoretischen Überlegungen. Keine kompletten Promotionsanträge, sondern nur eine kurze Zusammenfassung.

Abstract: Im Workshop wird die Grundlogik der Theoriebildung in der qualitativen Bildungsforschung vorgestellt. Dies zum einen in Abgrenzung zur Logik quantitativer Bildungsforschung (Grounded Theory) als aber auch in ihrem Verhältnis zu bildungstheoretischen Ansätzen. Um diesen Workshop möglichst eng an den Bedarfen der Teilnehmenden ausreichten zu können, bitte ich im Vorfeld um Zusendung eines Kurzexposés (maximal 1 Seite) auf dem Fragestellung, Erhebungs- und Auswertungsmethode, Theoriekontext sowie ggf. konkrete Fragen an den Workshop dargestellt sind.

Workshop 1b

Ménage à trois? Theorie - Empirie – Methoden

Referent: Prof. Dr. Jörg Strübing
Max. TN-Zahl: 15-20 (ausgebucht)

Abstract: Ein angemessenes Verhältnis von Theorie und Methoden in der Erforschung empirischer Zusammenhänge zu organisieren, fällt vielen Forschenden schwer. Oft erschlägt vorausgesetzte Theorie die Nuancierungen empirischer Verhältnisse. Oder eine rigide Methodisierung lässt keinen Raum für den Variantenreichtum möglicher und zweckmäßiger Theoretisierungen des Gegenstandes. Oder aber der empirische Gegenstand wird vortheoretisch und methodisch unreflektiert 'at face value' aufgefasst. Im Workshop werden wir uns mit den Fallstricken der Relationierung dieses Dreierverhältnisses befassen und Lösungen anhand Ihrer Projekte diskutieren.

 

Workshop 1c

Transparenz und Qualität in der Forschung: Die Bedeutung der Präregistrierung in der Empirischen Bildungsforschung

Referentin: Dr. Claudia Neuendorf
Max. TN-Zahl: 15-20

Abstract: In diesem Workshop tauchen wir in die Theorie und Praxis der Präregistrierung von Studien ein. Eine Präregistrierung ist die schriftliche Dokumentation und Fixierung eines Forschungsplans vor der Durchführung einer wissenschaftlichen Studie, der schließlich gemeinsam mit der Publikation der Studienergebnisse veröffentlicht wird. Präregistrierungen werden als ein Baustein gesehen, die Replikationskrise in der Psychologie zu überwinden, indem Transparenz, Forschungsqualität und Replizierbarkeit von Forschung verbessert werden. Insbesondere kann im Rahmen einer Präregistrierung  vorab festgelegt werden, ob es sich um eine konfirmatorische Arbeit, bei der Theorien getestet werden oder die Replizierbarkeit vorhergehender empirischer Befunde überprüft wird, oder ob es sich um explorative Forschungsaktivitäten handelt.  Diese Unterscheidung ist von maßgeblicher Bedeutung bei der Interpretation von Forschungsbefunden. Das Vorhandensein einer Präregistrierung wird daher im Begutachtungsprozess bei der Publikation von Forschungsergebnissen zunehmend relevanter. Im Workshop beschäftigen wir uns mit dem theoretischen Hintergrund zur Präregistrierung, dem praktischen Vorgehen beim Präregistrieren und Reflektieren den Einfluss, den das Präregistrieren auf unsere eigene Arbeit haben kann.

 

Podiumsteilnehmende

Prof.'in Dr. Ingrid Miethe
Prof. Dr. Jörg Strübing
Prof. Dr. Reinhard Pekrun
Prof. Dr. Alexander Renkl

 

Tag II (05.03.2024)

Control-Value Theory: State of the Art, Challenges, and New Directions

Emotions are ubiquitous in educational settings. Students and teachers frequently experience emotions such as enjoyment, hope, pride, anger, anxiety, shame, boredom, or hopelessness in these settings. Control-value theory explains these emotions. In its original version, the theory focused on achievement emotions. More recently, I have expanded the theory to also explain epistemic, social, and health-related emotions. In this talk, I outline the development of the theory, from preliminary work in the 1990s to early versions of the theory and the recent generalized control-value theory. I provide summaries of the theory’s propositions and supporting evidence related to antecedents, outcomes, and regulation of emotions, including the critically important role of control and value appraisals across different types of emotions that are relevant to education. The theory includes descriptive taxonomies of emotions as well as propositions explaining (1) the influence of individual factors, learning environments, and socio-cultural contexts on emotions; (2) the effects of emotions on learning, performance, and health; (3) reciprocal causation linking emotions, outcomes, and antecedents; (4) ways to regulate emotions; and (5) strategies for intervention. I also outline the relevance of the theory for educational practice, including individual and large-scale assessments of emotions; students’, teachers’, and parents’ understanding of emotions; and change of educational practices. In conclusion, I discuss open questions and future directions.

 

Vor Beginn der Session findet eine 30-minütige Kurzvorstellung der beiden Formate 'Begleitprogramm (kollegiale Beratung)' und 'Postdoc-Mentoring' statt. Bei dieser Gelegenheit wird mit den Interessent:innen ein Termin für einen Workshop im Anschluss an die Tagung vereinbart werden. Die Kurzvorstellung des Begleitprogramms erfolgt durch Herrn Mark Reinhard.

 

3 parallele Sessions (2 Beiträge pro Session à 45 Minuten)

Das Veranstaltungsformat bietet den Early Career Researchers im Sinne einer Peerberatung die Möglichkeit, ihre Fragestellungen mit Expert*innen aus der Empirischen Bildungsforschung zu besprechen und direkt Rückmeldungen zu erhalten. Die vorgestellte Arbeit kann dabei sowohl ein gesamtes Forschungsvorhaben als auch ein definiertes Arbeitspaket (z.B. die Ausarbeitung des Theorieteils, ein Kodierschema oder die Interpretation von Datenanalysen) adressieren. Eine Teilnahme ohne eigene Arbeit ist ebenfalls möglich, die Sessions leben aber vor allem von aktiven Beiträgen. Bei Auswahl werden Sie im Januar aufgefordert ein Kurzabstract einzureichen.

Parallel zu den Sessions gibt es ein niedrigschwelliges ‚Meet The Expert‘ Format für kurzfristigen, individuellen Beratungsbedarf (unabhängig von Beitragseinreichungen). Das Format zeichnet sich durch eine offene Gestaltung aus für Personen, die nicht an den Sessions teilnehmen möchten.

 

Workshop 2a

Schreibworkshop

Lesen, strukturieren, schreiben: Theoriekapitel zielorientiert erstellen

Referentin: Dr. Ute Henning
Max. TN-Zahl: 15

Bei der Arbeit an Theoriekapiteln einer Dissertation müssen inhaltliche Entscheidungen getroffen, der Themenzuschnitt gefestigt, ein roter Faden angelegt werden. Dabei muss eine manchmal erschlagend wirkende Fülle an Fachliteratur berücksichtigt werden, die sorgsam referiert und zitiert werden muss. Gelegentlich steht einem beim Formulieren der innere Kritiker im Weg und es fehlt regelmäßiges, ermutigendes Feedback. Im Workshop probieren wir Schreibtechniken für diese Arbeitsschritte und Herausforderungen aus und entwickeln sie für die eigenen Bedürfnisse weiter. Wir diskutieren mögliche Gliederungstypen unter Berücksichtigung fachlicher Konventionen und profitieren vom Austausch untereinander.

Workshop 2b

Prinzipien – Theorien – Modelle – Konstrukte – Empirische Zugänge – Befunde:  Worum geht es eigentlich in der Empirischen Bildungsforschung?

Referent: Prof. Dr. Eckhard Klieme
Max. TN-Zahl: 15 (ausgebucht)

Abstract: Liest man Forschungspublikationen, so hat es den Anschein, als folge auch die Bildungsforschung dem traditionellen empirisch-analytischen Schema:  Theorien und vorhandene Befunde führen zu Hypothesen, die an einem geeigneten Datensatz bzw. mit einer neuen empirischen Untersuchung geprüft werden. Im Diskussionsteil wird dann die Hypothese widerlegt oder beibehalten, die zugrunde liegende Theorie wird ggfs. verworfen oder modifiziert.
Tatsächlich fehlt es der Bildungsforschung an präzisen und relevanten Theorien, wie Alexander Renkl 2023 in der „Unterrichtswissenschaft“ überzeugend moniert hat. Nach meiner Beobachtung arbeiten sich Forschende oftmals an Phänomenen oder pädagogisch relevanten Gegenstandsbereichen ab, werfen gleichsam mehr oder weniger eklektische und explorative Netze aus, um Daten einzufangen, die im Rahmen allgemeiner „Rahmentheorien“ – eher pädagogische Prinzipien oder Metaphern als harte Theorie  -  interpretiert und in professionelles Handeln vermittelt werden.  Häufig sind intendierte Anwendungen, grundlegende Annahmen und empirische Verfahren durch ein Forschungsprogramm vorgegeben, dem man aus verschiedensten Gründen folgt – auch, aber nicht nur, weil es Theorie anbietet.
Der Workshop soll einen Rahmen bieten, über unser Verständnis von Forschung nachzudenken, insbesondere über das Verhältnis zwischen Theorie und Empirie.  Und darüber, was wir eigentlich der professionellen Praxis zu bieten haben: Theorien? Prinzipien? Evidenz im Sinne meta-analytisch zusammengefasster Befunde ? Oder vielleicht Fragen und Instrumente, um die jeweilige Praxis datengestützt gestalten zu können?
Der Referent wird diese Fragen anhand seines eigenen Forschungsfeldes, der Unterrichtsforschung, bearbeiten. Die Teilnehmenden sind aufgefordert, ihre eigene Praxis zu reflektieren: wie gehen Sie um mit wissenschaftlichen Ansprüchen und Theorie-Bausteinen aus unterschiedlichen Disziplinen, mit akademischen Ritualen und  Qualifikationszwängen und dem Wunsch, Praxis zu verbessern ?

 

Workshop 2c

Deutungsmusteranalysen. Theoretische Herkünfte, methodologische Differenzierungen und praktische Übungen am Material

Referent: PD Dr. Markus Hoffmann
Max. TN-Zahl: 15-20

Abstract: Zunächst wird die Genese des Deutungsmusteransatz insbesondere anhand der theoretischen Überlegungen von Ulrich Oevermann dargestellt. Entlang der theoretisch-methodologischen Kontroverse zwischen Oevermann einerseits und Plaß/Schetsche andererseits werden die unterschiedlichen Ausdifferenzierungen des Deutungsmusteransatzes in einen strukturellen und einen wissenssoziologischen Ansatz skizziert. Vor dem Hintergrund aktueller qualitativer Forschungstrends werden abschließend theoretische, methodologische und methodische Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem wissenssoziologischen Deutungsmusteransatz und dokumentarischer Methode aufgezeigt, um den wissenssoziologischen Deutungsmusteransatz im Kanon der Methodenlandschaft der rekonstruktiven Sozialforschung zu verorten.
In einem zweiten Teil werden methodisch-methodologische Ableitungen des Ansatzes dargestellt. Im Sinne einer abschließenden Forschungswerkstatt werden diese Ableitungen der wissenssoziologischen Deutungsmusteranalyse an vorstrukturiertes qualitatives Datenmaterial angelegt und so in einem ersten groben Zugriff methodisch erprobt.

 

Hinweis zu Unterkünften

Zum Zeitpunkt der Nachwuchstagung ist Messezeit in Frankfurt. Falls eine Unterkunft benötigt wird, empfehlen wir, sich so früh wie möglich darum zu kümmern.
Gegebenenfalls auf andere Städte in der Umgebung ausweichen (z.B. Offenbach, Darmstadt, Bad Homburg und Oberursel).