Grenzen sprengen – Forschung verbinden. Interdisziplinäre empirische Forschung jenseits klassischer Handlungsfelder
Im Zuge von globalgesellschaftlichen Transformationsprozessen ist die Gegenwart durch zunehmende Wandlungsprozesse, Entgrenzungen und strukturelle Umbrüche gekennzeichnet. Individuen und Organisationen sind mit vielfältigen Widersprüchen, Ambivalenzen und neuen Anforderungen konfrontiert. Dieser Wandel geht mit einem großen Maß an Unbestimmtheit und Kontingenz einher, die eine ständige Neuverortung und Reflexion erfordern. Dies zeigt sich nicht zuletzt aktuell an der COVID-19 Pandemie und ihrer Folgen. Traditionell vermeintlich klare Zuständigkeiten und Grenzen pädagogischer Handlungsfelder sowie Organisationen, wie etwa der Familie, Schule oder Jugendhilfe, verschieben sich. Um diese Phänomene in ihrer Komplexität analysieren zu können, muss auch die empirische Forschung strukturell, methodisch sowie inhaltlich integrativer und interdisziplinärer werden. Interdisziplinäre Forschung eröffnet auf der einen Seite vielversprechende Möglichkeiten, um gegenstandsangemessen pädagogische Fragestellungen jenseits klassischer Handlungskontexte und Forschungsfelder kollaborativ zu bearbeiten und damit eine ganzheitlichere Betrachtung von Lebenswirklichkeiten zu ermöglichen. Auf der anderen Seite werden die Forscher*innen vor neue Herausforderungen gestellt. Diesen Chancen und Herausforderungen möchten wir mit dem Tagungsthema „Grenzen sprengen – Forschung verbinden“ einen Raum geben. Wir möchten noch stärker als bisher die Vielfalt der empirischen Forschung in der Sektion und insbesondere die interdisziplinäre Forschung jenseits klassischer Handlungsfelder sichtbar machen.
Das Tagungsthema steht in der starken interdisziplinären und bildungsbereichsübergreifenden Tradition der Sektion. Es ist das Ziel der Tagung, felder- und disziplinenübergreifende Forschung zu präsentieren, die klassische Grenzen überschreitet und traditionell unverbundene Felder miteinander verknüpft. Mit dem Tagungsthema möchten wir die vielfältigen Forschungsbemühungen in den Gegenstandsbereichen empirisch-pädagogischer Forschung mit dem Schwerpunkt auf thematisch bzw. methodisch übergreifende Herangehensweisen ins Zentrum stellen und damit besonders Vorhaben in den Fokus rücken, die traditionelle Grenzen auf unterschiedlichen Ebenen überwinden. Dabei reduzieren wir das Spektrum nicht nur auf die Präsentation empirischer Forschungsergebnisse. Ebenso sind methodische, konzeptionelle oder theoretische Beiträge willkommen, sofern sie einen Beitrag zur empirischen Forschung leisten. Wir wollen zudem – in der Tradition der AEPF – wieder stärker methodische Fragestellungen diskutieren. Deshalb sind explizit Beiträge zu Forschungsmethoden erwünscht, die eine Methodendiskussion ermöglichen. Hierzu ist ein eigener Vortragsstrang vorgesehen.
Wir laden Sie herzlich ein, empirische, theoretische und methodische Beiträge zum Tagungsthema und dem gesamten Spektrum empirisch pädagogischer Forschung einzureichen. Neben „klassischen“ Bezugsdisziplinen, wie der Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie und (Fach-)Didaktik, sind ebenso alle weiteren für die Bildungsforschung relevanten wissenschaftlichen Disziplinen, wie beispielsweise Ökonomie, (Bildungs-)Recht, Informatik oder Bildungsgeschichte, aufgerufen, sich an der Sektionstagung zu beteiligen. Zudem möchten wir auch explizit Forscher*innen aus Bildungsbereichen, die in der Sektion weniger stark vertreten sind, ermuntern, Tagungsbeiträge einzureichen. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen alle Felder der Bildung – sowohl formale, informelle wie auch non-formale – über die gesamte Lebensspanne. Um der Interdisziplinarität und innovativen Ideen einen entsprechenden Raum bieten zu können, bieten wir neben den etablierten Präsentationsformen (Symposium, Einzelbeitrag und Poster) auch ein „offenes Format“ an, das – unter Berücksichtigung einer zeitlichen Restriktion – frei gestaltet werden kann.
Im Vorfeld der Sektionstagung bieten wir auch dieses Jahr wieder ein Angebot an, das sich explizit an Nachwuchswissenschaftler*innen richtet. Wie schon in den letzten Jahren steht die individuelle Beratung von Nachwuchswissenschaftler*innen in Kleingruppen durch ausgewiesene Expert*innen im Vordergrund des Angebots. Das Angebot findet am Montagvormittag direkt vor der Haupttagung statt.
Wir haben uns nun doch frühzeitiger als zunächst geplant dafür entschieden, die Tagung der Sektion empirische Bildungsforschung der DGfE in einem digitalen Format stattfinden zu lassen.