Der Forschungsschwerpunkt Zentrum für Schul-, Bildungs- und Hochschulforschung (ZSBH) fördert im Rahmen von Ausschreibungen thematisch einschlägige Projekte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Gefördert werden primär Projekte im Bereich der Schul-, Bildungs- und Hochschulforschung, die der thematischen Weiterentwicklung und dem Ausbau des Forschungsschwerpunkts dienen.
2024
Mit dem Projekt wird das Ziel verfolgt die Konstitution pädagogischen Handelns in medizinischen Organisationen unter dem Einfluss von institutionellen und organisationalen Aspekten zu beleuchten.
Seitdem im 13. Kinder- und Jugendbericht eine stärkere Verzahnung von Kinder- und Jugendhilfe (KJH) und Gesundheitswesen – v.a. Pädiatrie – (Bundestag 2009) gefordert wurde, lassen sich wachsende Bemühungen finden, pädagogische Angebote in pädiatrischen Einrichtungen stärker zu etablieren. Dabei geschieht die interprofessionelle Arbeit in interprofessionellen Teams häufig innerhalb einer medizinischen Organisation (bspw. einem sozialpädiatrischen Zentren). Pädagogisch Handelnde finden sich in diesen Teams somit in einer „Organisationskultur“ (Engel/Göhlich 2022, 82) medizinischer Organisationen wieder. Für eine gelingende Verzahnung zwischen KJH und Pädiatrie und damit einer Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes erscheint es zentral, auch aus einer organisationstheoretischen Perspektive zu verstehen, wie pädagogisches Handeln in (sozial-)pädiatrischen Einrichtungen erfolgen kann. Für das vorliegende Projekt ist daher die Frage leitend, wie pädagogisches Handeln in sozialpädiatrischen Zentren durch institutionelle und organisationale Aspekte sowie in Prozessen interprofessionellen Lernens konstituiert wird. Dem wird in einer diskursanalytischen Untersuchung nachgegangen. Diese erste Exploration organisationaler Bedingungen pädagogischen Handelns in medizinischen Organisationen ermöglicht eine grundlegende Auseinandersetzung mit Bedingungen pädagogischen Handelns in medizinischen Organisationen.
Das Projekt wird von Anna Kirchner, M.A. durchgeführt.
Das angestrebte Forschungsvorhaben hat zum Ziel, einen Beitrag zur Hochschulforschung zu leisten, indem moralische Problemfelder bei wissenschaftlichen Mitarbeitenden und dessen stressbezogenen Auswirkungen identifiziert werden.
Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) in Kombination mit dem Publikationsdruck ist ein Beispiel für eine Anforderung, mit der wissenschaftliche Mitarbeitende in ihrem beruflichen Alltag umgehen müssen. Stehen solche beruflichen Anforderungen im Konflikt mit moralischen Vorstellungen und führen solche Anforderungen zu moralischem Stress oder zu Demotivation? Dieser Frage wird im angestrebten Forschungsvorhaben nachgegangen. Die Fragestellung wird im Rahmen einer längsschnittlich angelegten Untersuchung bearbeitet.
Die geplante Studie ermöglicht dadurch sowohl aktuell bestehende moralische Anforderungen und die eigene moralische Verfassung (moralischer Strain und moralische Verletzung) von wissenschaftlichen Mitarbeitenden zu analysieren, als auch Wirkungsmechanismen von solchen moralischen Anforderungen auf psychische Folgen zu untersuchen.
Das Projekt wird von Annika Müller, M. Ed. durchgeführt.
Das vorgestellte Dissertationsvorhaben untersucht, inwiefern Subjektivierungsprozesse in Anerkennungspraktiken in inklusionsorientierten Musiziersituationen zu Ein- und Ausschlussprozessen des Individuums führen können. Zugrunde gelegt wird der Ansatz der reflexiven Inklusion nach Jürgen Budde und Merle Hummrich (2013), der von der Gleichzeitigkeit von Inklusion und Exklusion ausgeht. Nach der Auffassung, Anerkennung als wechselseitiges Adressierungsgeschehen (Balzer & Ricken, 2010) und als diskursive Identitätserzeugung (Butler, 2001) zu verstehen, geht das Projekt nach einem adressierungsanalytischen Ansatz (Kuhlmann et al., 2017) vor: Videographierte Unterrichtssequenzen werden in Form von Frame-Comics (Schmitt, 2015) aufbereitet und es wird untersucht, in welcher Form sich Anerkennungspraktiken in inklusionsorientierten Musiziersituationen zwischen Schüler:innen mit und ohne Förderschwerpunkt vollziehen. Auf diese Weise werden darin die wechselseitige Positionierungen und Subjektivierungen zwischen Lehrkraft und Schüler:innen sowie unter den Lernenden rekonstruiert.
Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, einen Beitrag zur Lehrer:innenbildung zu leisten: Durch den Einsatz videographierter Unterrichtssequenzen in der Lehre sowie in Fortbildungen für Lehrkräfte sollen Praktiken des Ein- und Ausschlusses rekonstruiert und über inklusionsfördernde Verhaltensweisen und Maßnahmen innerhalb des Klassenzimmers reflektiert werden.
Bisher erschiene Publikationen:
Phung, V. (2024). „Nein, DU bist frech“. Schulbegleitung in inklusionsorientierten Gruppenmusiziersituationen am Beispiel einer adressierungsanalytischen videobasierten Fallrekonstruktion. Diskussion Musikpädagogik. 101(2), 33-40.
Duve, J.; Phung, V.; Unterreiner, M. & Witt, K. (2023). Heterogenität & Fachlichkeit. Inklusionsorientierte Lehrer:innenbildung aus der Perspektive musikpädagogischer Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Diskussion Musikpädagogik. 99(3), 27-33.
Das Projekt wird von Veronika Phung, M. Ed., an der Hochschule für Musik Mainz unter Betreuung von Univ.-Prof. Dr. Valerie Krupp durchgeführt.
Ziel des Projekts ist es, ein Unterrichtskonzept zur Ärztlichen Gesprächsführung für Studierenden der Medizin zu entwickeln, das zur Kommunikation mit den Angehörigen plötzlich Verstorbener und eine damit verbundene Bitte um Organspende qualifiziert.
Ein äußert gewichtiges Kriterium als Ursache für die niedrige Zahl der postmortalen Spenderinnen und Spender in Deutschland ist das extrem schwierige und für alle Seiten unangenehme Gespräch mit Angehörigen von versterbenden, also hirntoten Patient*innen, die für eine Organspende in Frage kommen. Es wird vonseiten der Ärzteschaft deshalb nicht gerne, zwischen Tür und Angel oder erst gar nicht geführt (McGough & Chopek, 1990). Eine zeitliche Entzerrung wird vorgeschlagen (Jöbges et al., 2019): empathische Mitteilung über den bevorstehenden Tod des*der Patient*in und anschließend einfühlsam, ohne zeitlichen Druck die Frage nach der Organspende.
Dies erfordert Kenntnisse und Fertigkeiten der patientenorientierten Gesprächsführung, der verständlichen Informationsvermittlung, der Mitteilung einer negativen Nachricht, Risikokommunikation und der partizipativen Entscheidungsfindung, damit das Vertrauen in den Arzt/die Ärztin nicht getrübt, sondern gefördert wird.
In Einbindung in ein bestehendes Kurskonzept möchten wir aus den Notwendigkeiten dieser seit Jahren unveränderten Gesamtsituation der im europäischen Vergleich unbefriedigend niedrigen Anzahl der tatsächlich zur Verfügung stehenden postmortalen Organspender*innen heraus ein Unterrichtsprogramm der Ärztlichen Gesprächsführung bei Organspende für Studierende der Medizin entwickeln.
Es soll in einem ersten Semester als Wahlpflichtfach (20 Studierende) und in einem zweiten Semester dann auch in den Pflichtkursus der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie (225 Studierende) durchgeführt werden. Das Projekt soll darüber hinaus einstellungsbezogene und psychosoziale Determinanten der postmortalen Organspende in Abhängigkeit von der Einstellung der (Simulations-) Angehörigen sowie des Arztes/der Ärztin (studentische Rolle) aufklären und zur Sprache bringen sowie Effekte der Gesprächsführung.
Das Projekt wird von Univ.-Prof.'in Katja Petrowski und Dr.'in Sabine Fischbeck, MME durchgeführt.
Ziel des Projekts ist es, ein Unterrichtskonzept zur Ärztlichen Gesprächsführung für Studierenden der Medizin zu entwickeln, das zur Kommunikation mit COVID-19-Impfzweiflern und Impfgegnern qualifiziert. Darüber hinaus sollen einstellungsbezogene und psychosoziale Determinanten der letztlichen Inanspruchnahme der Covid-19-Impfung in Abhängigkeit von der Einstellung der (Simulations-)Patienten sowie des künftigen Arztes/der Ärztin aufklären und zur Sprache bringen. Es gilt für sie zu lernen, sowohl die emotionalen und kognitiven Aspekte der impfungsbezogenen Einstellungen der Patienten empathisch nachzuvollziehen und die intrinsische Veränderungsmotivation des Gegenübers zu stärken, ohne Druck auszuüben (Motivationales Interview bei COVID-19, WHO, 2021; Risikokommunikation). Ebenso wird eine Änderung der impfbezogenen Einstellung des (Simulations-)patienten in Abhängigkeit von der Qualität der Gesprächsführung untersucht (Prä-Post-Vergleich; subj. Effekte des Gesprächs). Für die Ermittlung emotionaler und kognitiver Einstellungsaspekte der Impfung wird ein bereits entwickelter Fragebogen eingesetzt (Vaccination Attitudes Examination VAX, Martin & Petrie, 2017) und mit einer ad hoc entwickelten arztbezogenen Einstellungsskala zur wahrgenommenen Impfmotivation des (Peer-)Arztes bezieht. Wir nehmen an, dass mit besserer Bewertung des Gesprächs (Checklisten) die Impfmotivation höher sein wird. Das entwickelte Konzept der Ärztlichen Gesprächsführung im Falle von COVID19-Impfzweifeln beinhaltete Anschlussperspektiven, da das Übungskonzept auch in klinische Fächern der Medizin übernommen werden könnte. Die Ergebnisse der Studie werden den Studierenden (n = 225) zurückgemeldet und im Kursus diskutiert.
Projektleiterinnen sind Univ.-Prof.'in Dr. Katja Petrowski und Dr.'in Sabine Fischbeck, MME.
2023
Ziel des Projekts ist es, ein Unterrichtskonzept zur Ärztlichen Gesprächsführung für Studierenden der Medizin zu entwickeln, das zur Kommunikation mit den Angehörigen plötzlich Verstorbener und eine damit verbundene Bitte um Organspende qualifiziert.
Ein äußert gewichtiges Kriterium als Ursache für die niedrige Zahl der postmortalen Spenderinnen und Spender in Deutschland ist das extrem schwierige und für alle Seiten unangenehme Gespräch mit Angehörigen von versterbenden, also hirntoten Patient*innen, die für eine Organspende in Frage kommen. Es wird vonseiten der Ärzteschaft deshalb nicht gerne, zwischen Tür und Angel oder erst gar nicht geführt (McGough & Chopek, 1990). Eine zeitliche Entzerrung wird vorgeschlagen (Jöbges et al., 2019): empathische Mitteilung über den bevorstehenden Tod des*der Patient*in und anschließend einfühlsam, ohne zeitlichen Druck die Frage nach der Organspende.
Dies erfordert Kenntnisse und Fertigkeiten der patientenorientierten Gesprächsführung, der verständlichen Informationsvermittlung, der Mitteilung einer negativen Nachricht, Risikokommunikation und der partizipativen Entscheidungsfindung, damit das Vertrauen in den Arzt/die Ärztin nicht getrübt, sondern gefördert wird.
In Einbindung in ein bestehendes Kurskonzept möchten wir aus den Notwendigkeiten dieser seit Jahren unveränderten Gesamtsituation der im europäischen Vergleich unbefriedigend niedrigen Anzahl der tatsächlich zur Verfügung stehenden postmortalen Organspender*innen heraus ein Unterrichtsprogramm der Ärztlichen Gesprächsführung bei Organspende für Studierende der Medizin entwickeln.
Es soll in einem ersten Semester als Wahlpflichtfach (20 Studierende) und in einem zweiten Semester dann auch in den Pflichtkursus der Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie (225 Studierende) durchgeführt werden. Das Projekt soll darüber hinaus einstellungsbezogene und psychosoziale Determinanten der postmortalen Organspende in Abhängigkeit von der Einstellung der (Simulations-) Angehörigen sowie des Arztes/der Ärztin (studentische Rolle) aufklären und zur Sprache bringen sowie Effekte der Gesprächsführung.
Das Projekt wird von Univ.-Prof.'in Katja Petrowski und Dr.'in Sabine Fischbeck, MME durchgeführt.
Das musikpädagogische und inklusionsbezogene Forschungsprojekt untersucht anhand videographierter Klassenmusizierstunden der Sekundarstufe I, welche Subjektpositionen in Anerkennungspraktiken im inklusiven Musikunterricht hervorgerufen und eingenommen werden und inwiefern dabei Teilhabe beim Klassenmusizieren ermöglicht wird.
Ausgehend von einem Anerkennungsbegriff, der diese als wechselseitiges Adressierungsgeschehen (Balzer & Ricken, 2010) und als diskursive Identitätserzeugung (Butler, 2001) auffasst, geht das Projekt nach einem praxistheoretischen (Reckwitz, 2003) und adressierungsanalytischen Ansatz (Kuhlmann et al., 2017) vor: Mittels Videographie (Dinkelaker & Herrle, 2009) und Video-Stimulated Recall Interviews (Schneider-Binkl, 2018) wird untersucht, in welcher Form sich Anerkennungspraktiken in Klassenmusizierprozessen zwischen Schüler:innen mit und ohne Förderschwerpunkt vollziehen und darin die wechselseitige Positionierung und Subjektivierung zwischen Lehrkraft und Schüler:innen sowie unter den Lernenden rekonstruiert.
Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, einen Beitrag für die Lehrer:innenbildung zu leisten: Durch den Einsatz der videographierten Unterrichtssequenzen in der Lehre sowie in Fortbildungen für Lehrkräfte sollen inklusionsfördernde Verhaltensweisen und Maßnahmen innerhalb des Klassenzimmers erfahrbar und verstehbar gemacht werden.
Das Projekt von Veronika Phung, M. Ed. durchgeführt.
Das Projekt Dipart-M untersucht Zusammenhänge von Sprache und Kompetenzerwerb im Musikunterricht mit dem Ziel der Entwicklung von Literalität (literacy) im Fach Musik. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen Unterrichtsgespräche des Faches Musik, die einen großen Teil fachlicher Unterrichtsdiskurse ausmachen und als zentrales Lernmoment gelten, da hier kognitiv anspruchsvolle Erkenntnismomente stark mit dem Gebrauch von Sprache zusammenfallen.
Im Rahmen einer qualitativen videographischen Studie soll untersucht werden, wie sich solche Diskurse gestalten, wie sich die Partizipation der Schüler:innen vollzieht und wie Verstehensprozesse versprachlicht werden. Die Analyse von Oberflächen- sowie Tiefenstrukturen ist im Rahmen von Segmentierungsanalysen (Dinkelaker & Herrle, 2009) sowie gesprächsanalytischer (Deppermann, 2008) und interaktional diskursanalytischer (Quasthoff, Heller & Morek, 2017) Methodik geplant.
Die Ergebnisse des Projekts sollen einen Beitrag dazu leisten, Diskurskompetenz und literacy auch für das Fach Musik zu modellieren. Außerdem sollen sie dazu beitragen, Maßnahmen für die sprachbewusste Gestaltung von Musikunterricht zu entwickeln und Musiklehrkräften sowie Studierende zielgerichtet für die Bedeutung von Sprache im Fach Musik zu sensibilisieren.
Das Projekt wird von Isabel Winter, M.Ed. durchgeführt.
Vor dem gesellschaftlichen Problemhintergrund, dass weder ein machtfreier noch ein diskriminierungsfreier Raum existieren kann, visiert die geplante Studie die empirische Rekonstruktion von Dekonstruktionsprozessen und -weisen diskriminierender Epistemologien und Praktiken bei Studierenden an. Zugleich sollen die Lernprozesse und -weisen, die Macht- und Herrschaftskritik intersektional perspektivieren, rekonstruiert werden. Untersuchungsort ist ein als explizit diskriminierungs- und machtkritisch deklariertes Forschungswerkstatt-Seminar im Studiengang Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule Berlin, das über zwei Semester – erst theoretisch, dann praxisbezogen – angelegt ist. Die zentralen Fragen richten sich erstens auf die Lern- und Auseinandersetzungsprozesse und -weisen der Studierenden mit intersektionaler Macht- und Herrschaftskritik und zweitens darauf, wie dieses Wissen in der Arbeitspraxis zur Anwendung kommt. Zugleich geht es drittens darum, die Wirkweisen des Lehrkonzepts auf Basis der empirischen Befunde zu analysieren. Die Datenerhebung erfolgt in drei Schritten: zu Beginn des Semesters sowie zum ersten und zum zweiten Semesterende werden mittels narrativer Interviews mit (denselben) Studierenden Daten erhoben. So soll zu verschiedenen Zeitpunkten der Umgang mit intersektionaler Macht- und Herrschaftskritik festgehalten werden, um die prozesshafte Erkenntnisentwicklung und ihr Wirken in die Praxis rekonstruieren zu können. So werden in der methodischen Kontrastierung der Daten aus Schritt eins vor Seminarbeginn mit Schritt zwei nach dem Theorieteil und Schritt drei nach dem Praxisteil das Verlernen diskriminierender und die Lernprozesse und -weisen diskriminierungskritischer Deutungsmuster und Praktiken rekonstruiert. Durch dieses Verfahren können Rückschlüsse auf die qualitative Beschaffenheit des Seminars erfolgen. Ziel der Forschungsarbeit ist es, Orientierungshilfen für die Konzeption diskriminierungskritischer Seminargestaltung zu entwickeln, die im Unterschied zu bisher theoretisch fundierten Konzeptionsempfehlungen, eine qualitativ dichte empirische Fundierung aufweisen.
Das Projekt wird von Purnima Vater durchgeführt (Stipendiatin im Graduiertenkolleg: ‚Bildungsprozesse in der diskriminierungskritischen Hochschullehre’, JGU Mainz).
Im Rahmen des Projekts soll das Potenzial von zwei neueren linguistischen Ansätzen in der Wortartenlehre, dem Prototypen- und dem Grenzgänger-Ansatz, für den schulischen Deutschunterricht herausgearbeitet und mittels einer Interventionsstudie überprüft werden.
Diese beiden Ansätze bieten die Möglichkeit, Wortarten über einen ganzheitlichen Zugang zu betrachten: Zum einen kann die lexikalisch-semantische Dominanz (Nomen bezeichnen Personen und Dinge, Verben Tätigkeiten und Adjektive Eigenschaften) durch die Integration und Gewichtung anderer Merkmale (z.B. Flektierbarkeit und v.a. die Position des Wortes im Satz) aufgebrochen werden. Zum anderen kann das reine Faktenwissen über Wortarten durch grammatische Fertigkeiten, Einstellungen und Vorstellungen gegenüber Wortarten bereichert und für die satzinterne Großschreibung fruchtbar gemacht werden (vgl. Elsner 2019: 80). Obwohl diese Ansätze sprachwissenschaftlich und sprachdidaktisch gut modelliert sind, steht ihr Übertrag auf die schulische Praxis noch aus (vgl. Geilfuß-Wolfgang/Ponitka 2020; Döring/Geilfuß-Wolfgang 2016, Menzel 32008, Storrer 2007).
Ziel des Projekts ist es daher, den Einfluss einer Unterrichtseinheit zu ausgewählten typischen und untypischen Vertretern sowie Grenzgängern bei den sog. drei Hauptwortarten Nomen, Verb und Adjektiv auf das Wortarten-Wissen von 6.-Klässler:innen zu untersuchen.
Der Studie liegt ein kontrolliertes quasi-experimentelles Vergleichsgruppen-Design mit Prä-Post-Follow-up-Messung zugrunde.
Das Projekt wird von Johanna Campean, M. Ed. durchgeführt.
2022
Ziel des Projekts ist es, ein Unterrichtskonzept zur Ärztlichen Gesprächsführung für Studierenden der Medizin zu entwickeln, das zur Kommunikation mit COVID-19-Impfzweiflern und Impfgegnern qualifiziert. Darüber hinaus sollen einstellungsbezogene und psychosoziale Determinanten der letztlichen Inanspruchnahme der Covid-19-Impfung in Abhängigkeit von der Einstellung der (Simulations-)Patienten sowie des künftigen Arztes/der Ärztin aufklären und zur Sprache bringen. Es gilt für sie zu lernen, sowohl die emotionalen und kognitiven Aspekte der impfungsbezogenen Einstellungen der Patienten empathisch nachzuvollziehen und die intrinsische Veränderungsmotivation des Gegenübers zu stärken, ohne Druck auszuüben (Motivationales Interview bei COVID-19, WHO, 2021; Risikokommunikation). Ebenso wird eine Änderung der impfbezogenen Einstellung des (Simulations-)patienten in Abhängigkeit von der Qualität der Gesprächsführung untersucht (Prä-Post-Vergleich; subj. Effekte des Gesprächs). Für die Ermittlung emotionaler und kognitiver Einstellungsaspekte der Impfung wird ein bereits entwickelter Fragebogen eingesetzt (Vaccination Attitudes Examination VAX, Martin & Petrie, 2017) und mit einer ad hoc entwickelten arztbezogenen Einstellungsskala zur wahrgenommenen Impfmotivation des (Peer-)Arztes bezieht. Wir nehmen an, dass mit besserer Bewertung des Gesprächs (Checklisten) die Impfmotivation höher sein wird. Das entwickelte Konzept der Ärztlichen Gesprächsführung im Falle von COVID19-Impfzweifeln beinhaltete Anschlussperspektiven, da das Übungskonzept auch in klinische Fächern der Medizin übernommen werden könnte. Die Ergebnisse der Studie werden den Studierenden (n = 225) zurückgemeldet und im Kursus diskutiert.
Projektleiterinnen sind Univ.-Prof.'in Dr. Katja Petrowski und Dr.'in Sabine Fischbeck, MME.
Das Projekt fragt nach der Rezeption und Verhandlung von diskriminierungskritischen Deutungsangeboten in schulischer und außerschulischer Bildung. Den Fokus bildet der Umgang mit Abwehrmechanismen und Störungen im Lehr-/Lerngeschehen. Es wird analysiert wie a) Aneignungsprozesse verlaufen (also Bildungsprozesse auf Seiten der Adressat:innen, individuell und bezogen auf die Gruppendynamik) und b) welche Strategien vermittelnde Personen anwenden (können), um Aneignungsprozesse auch vor dem Hintergrund aufkommender Abwehrmechanismen produktiv zu begleiten (Professionalisierung im Bildungsbereich). Die methodischen Auswertungsverfahren orientieren sich an Rekonstruktionen von Sinnstrukturen im versprachlichten Datenmaterial (Atkinson 2008; Emerson et al. 2008, Geertz 1987, Hirschauer 2001). Analysiert werden Protokolle aus Teilnehmender Beobachtung in schulischen und außerschulischen Veranstaltungen zu Diskriminierungskritik, Interviews mit Lehrenden sowie Gruppendiskussionen mit Lehrenden und Studierenden.
Das Projekt wird von Jun.-Prof. Constantin Wagner und Dr. Yalız Akbaba durchgeführt.
Ziel des Projektes ist es überprüfen, inwiefern App-basierte, individuell angepasste Differenzierungsmaßnahmen im naturwissenschaftlich-experimentellen Sachunterricht der Grundschule die kognitive Aktivität (Fauth & Leuders 2018; Merk et al. 2021; Rakoczy 2010) sowie das Kompetenzerleben (Deci & Ryan 1993) der Schüler*innen im vierten Schuljahr beeinflussen. Der Studie liegt ein experimentell angelegtes Forschungsdesign mit Experimental- und Kontrollgruppe zugrunde. In einer Prä- und Posterhebung werden Effekte des Treatments (Einsatz der App) auf das wahrgenommene Kompetenzerleben sowie die kognitive Aktivität der Schüler*innen erfasst. Mittels der App kann zu fünf Zeitpunkten in einer Unterrichtseinheit zum Thema „Verdrängung von Wasser“ ein formatives, diagnostisches Assessment sowie eine daraus resultierende Einstufung in drei Schwierigkeitsniveaus erfolgen. Es wird angenommen, dass die im Rahmen der App für die Lernenden individuell angepassten Unterstützungsmaßnahmen (z.B. Prompts oder ergänzende Erklärvideos) zu einer geeigneten (d.h. dem Kompetenzniveau entsprechenden) und stabilen kognitiven Aktivität (s. z.B. Irion & Scheiter 2008) sowie zu einem positiven Kompetenzerleben auf Seiten der Lernenden führt.
Das Projekt wird von Jun.-Prof.'in Katrin Gabriel-Busse und Anna Thede durchgeführt.
2021
Im Kontext von Sprachförderung ergibt sich für pädagogisch Professionelle ein Spannungsfeld zwischen wirksamer Förderung und mit der Förderung verbundenen Verbesonderungen und subjektivierenden Adressierungen von Kindern und Eltern. Neben der Möglichkeit, durch gezielte Förderung im Deutschen die sprachlichen Fähigkeiten und damit Bildungschancen von Kindern zu erhöhen, werden diese unter diagnostischer Legitimation zugleich als Risikokinder im Bereich Sprache markiert. Diese (sprachbezogene) Defizitmarkierung impliziert insbesondere an Bildungsübergängen eine zukunftsweisende Note. Der institutionelle Übergang wird damit in mehrfacher Hinsicht zur (familiären) Herausforderung. Gerahmt sind diese Dynamiken zudem durch die Tatsache, dass Sprache(n) und sprachliche Fähigkeiten im Deutschen in den Bildungsinstitutionen zentral in hegemoniale Herstellungspraxen von Differenz, Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit involviert sind (Mecheril & Quehl, 2015). Mittels Sekundäranalyse von qualitativen Interviewdaten aus der SPRÜNGE-Evaluationsstudie („Sprachförderung im Übergang Kindergarten-Grundschule evaluieren“, 2016-2019) mit frühpädagogischen Fach- und Grundschullehrkräften sollen in dem Projekt Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Kinder und Eltern als an Sprachförderung ebenfalls Beteiligte von den pädagogisch Professionellen konzeptualisiert werden.
Aus dem Projekt entstandene Publikationen und Vorträge:
- Kämpfe, K. (2022). „‚bringt aber nichts, wenn Sie ja dann vielleicht Fehler einbauen, die wir dann ganz schwer rauskriegen‘“ Verbesonderung von Eltern im Kontext frühpädagogischer Sprachförderung, Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung 1(2), 167-181.
- Language support in ECEC institutions in Germany. Professionals’ conceptualizations of (non-)involvement and (non-)belonging of parents. Vortrag auf der WERA 2021 Virtual Focal Meeting, Santiago de Compostela (online) im Juli 2021.
- Sprachförderung in Kita. Perspektiven auf (Nicht-)Beteiligung und (Nicht-)Zugehörigkeit von Eltern. Vortrag auf der DGfE Sektionstagung empirische Bildungsforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (online) im September 2021.
- Armutsbezogene Kindheitsforschung und pädagogische Praxis. Am Beispiel: Positionierungen von Eltern durch pädagogische Fachkräfte. Vortrag auf dem Digitalen Fachtag „Intersektionalität und Differenz im Kontext erziehungswissenschaftlicher Kindheitsforschung – Annäherungen an das Verhältnis von Forschung und pädagogischer Praxis“, Bergische Universität
Wuppertal (online) im Februar 2022. - Sprachideologisches Wissen in Kindheitskonzepten frühpädagogischer Fachkräfte im Kontext Deutschförderung. Vortrag auf der ÖDaF-Jahrestagung 2022: „Wer sind ich? Identität*en und Zugehörigkeit*en im Lehren und Lernen von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“, Wien (online) im Februar 2022.
Das Projekt wurde von Jun.-Prof.'in Dr. Karin Kämpfe (PH Schwäbisch Gmünd, Sozialpädagogik und Pädagogik der frühen Kindheit) durchgeführt.
Zur Diagnostik des wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen Wissens von angehenden Lehrkräften mit Fach Wirtschaft liegen mittlerweile mehrere standardisierte Testinstrumente vor. Um zu verstehen, wie die Lösung dieser Testinstrumente zustande kommt, welche Strategien dabei genutzt werden, ob Instruktionstexte, Tabellen oder die Gestaltung der Antwortoptionen einer Aufgabe tatsächlich wahrgenommen werden und lösungswirksam sind, bietet das Eye-Tracking aufgrund zunehmender Benutzerfreundlichkeit mittlerweile differenzierte diagnostische Zugänge. Noch fehlt es jedoch an Untersuchungen, wie sich Unterschiede im wirtschaftsdidaktischen und wirtschaftswissenschaftlichen Wissen in den Blickbewegungen von angehenden Lehrkräften mit Fach Wirtschaft manifestieren und inwiefern das Aufgabenformat oder die Vorbildung dabei von Bedeutung ist. Das Projekt zielt darauf ab, Unterschiede im Lösungsverhalten der angehenden Lehrkräfte anhand von Blickbewegungsmetriken bei variierender Vorbildung und Aufgabenformaten zu identifizieren und zu analysieren.
Aus dem Projekt entstandene Vorträge und Publikationen:
- Brückner, S. (2021). Eye Tracking-Analyse des Dunning-Kruger-Effekts von Lehramtsstudierenden beim Lösen eines ökonomischen Tests. Vortrag auf der Jahrestagung Sektion für Berufs- und Wirtschaftspädagogik am 17. September 2021.
- Brückner, S. & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (2022). Effects of Students’ Study Progress in Economics on Their Visual Attention and Task-solving on an Economic Knowledge Test. Paper to be presented at the European Conference on Educational Research.
- Brückner, S. & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (im Review). The Role of Confidence in the Gaze Bias Effect among Trainee Teachers in Economics — Results from a Digital Assessment of Content Knowledge. Empirical Research in Vocational Education Training.
- Brückner, S., Kohmer, A., Bültmann, A.-K. & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (in Vorb.). Individuelle und lernmedienbezogene Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung und Lösung eines wirtschaftswissenschaftlichen und wirtschaftsdidaktischen Wissenstests. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik.
- Brückner, S. & Schneider, J. (in Vorb.). Visualization of university students gaze solving a teachers professional knowledge test in economics education. Empirical Research in Vocational Education and Training.
Das Projekt wurde von Dr. Sebastian Brückner durchgeführt.
Kooperatives Lernen und Gruppenarbeit sind effektive Lernsettings für Studierende.
Durch die COVID-19-Pandemie wurde Online-Gruppenarbeit relevant für die universitäre Lehre. Die Gruppenzusammensetzung stellt jedoch eine besondere Herausforderung in virtueller Gruppenarbeit dar. Algorithmische Gruppenformation hat hier das Potenzial, trotz sozialer Distanz, positive soziale Interaktion zu ermöglichen und zu fördern und damit ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen.
In unserem Projekt führen wir ein Feldexperiment im Bereich des Computer-Supported Collaborative Learning (CSCL) durch, um die Gruppenformation von Studierenden auf Basis psychologischer Kriterien systematisch zu variieren und damit ihren Einfluss auf Leistung und Zufriedenheit zu untersuchen. Bisherige Vorarbeiten (Bellhäuser et al., 2018; Müller et al., 2021) konnten zeigen, dass die Software für den Einsatz in empirischen Studien geeignet ist.
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Etablierung von Richtlinien für effektive Gruppenarbeit sowie der Verbesserung der Gruppenzusammensetzung für erfolgreichen Lernzuwachs aller Gruppenmitglieder.
Das Projekt wurde von Adrienne Müller und Dr. Henrik Bellhäuser durchgeführt.
2020
Das ökonomische Wissen von Schüler*innen steht derzeit in führenden Industrienationen im Fokus der Diskussionen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Japan und China findet eine rege Debatte darüber statt, inwieweit das ökonomische Wissen im Schulbereich ausreichend curricular verankert ist und welche Personenmerkmale der Schüler*innen einen Beitrag zu dem erfolgreichen (ökonomischen) Wissenserwerb leisten. Das Projekt basiert auf dem simultanen Einsatz des Test of Economic Literacy in Deutschland, Japan und China. In allen Ländern wurde ein gemeinsames Instrument adaptiert, das es erlaubt, im jeweiligen Land das ökonomische Wissen der Schüler*innen objektiv, reliabel und valide zu erfassen. Die Zusammenführung der Daten, die Auswertung und das Veröffentlichen der Befunde stellt vor dem Hintergrund der sprachlichen und kulturellen Unterschiede eine große Herausforderung dar. Das Projekt dient dazu, die Zusammenführung der Datensätze zu gewährleisten, eine gemeinsame Auswertungsstrategie mit den internationalen Kooperationspartner*innen zu entwickeln und die Befunde aus den Analysen der nationalen und internationalen Scientific Community zu präsentieren.
Aus dem Projekt entstandene Publikationen:
- Happ, R. (2020). International-vergleichende Analysen von ökonomischen Kompetenzen bei jungen Erwachsenen. Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 116(3), 456-472.
- Happ, R., Kato, M., & Rüter, I. (2021). Results from the Test of Economic Literacy in Germany and Japan – a critical discussion on the gender effect. Citizenship, Social and Economics Education, 20(1), 48-68.
- Happ, R., Schmidt, S. & Feng, H. (in prep.). The economic knowledge of German and Chinese students in comparison - the effect of gender, interest of the students and educational background of the parents on the economic knowledge. International Journal of Chinese Education.
- Happ, R., Schmidt, S., Zlatkin-Troitschanskaia, O. & Walstad, B. (2023). Economic knowledge of high school students in the United States and Germany – the effects of gender and the preferred language of communication. Journal of Economic Education.
Das Projekt wurde von PD Dr. Roland Happ (Universität Leipzig, Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Wirtschaft) durchgeführt.
Neben sportbezogenen Angeboten sind Hausaufgabenbetreuung (oder Lernzeiten), die quantitativ häufigsten Angebote an Ganztagsschulen. Zur Hausaufgabenbetreuung als Ganztagsangebot an Schulen wurden bisher die Perspektiven von Eltern – die sich eher unzufrieden mit der Hausaufgabenbetreuung an Ganztagsschulen äußern – und die Problematiken bezüglich der Zuständigkeit von Lehrkräften – die sich meist nur für ihr eigenes Fach zuständig fühlen und die individuellen Lernvoraussetzungen und -ziele der Schüler*innen eher nicht kennen – sowie die Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe beforscht. Jedoch sind in der Hausaufgabenforschung die Perspektiven von Schüler*innen auf die schulische Hausaufgabenbetreuung bisher kaum thematisiert worden. Um diese Lücke zu schließen, werden kontrastive Fallbeispiele zwischen den unterschiedlichen Schulen sowie der Organisationsform (Hausaufgabenbetreuung vs. Lernzeit) hinsichtlich der Forschungsfragen untersucht, um mit Hilfe der Aufarbeitung der Daten der StEG-Tandem Studie einen DFG-Antrag zu verfassen.
In dem Projekt sind mehrere Publikationen, Vorträge sowie ein Workshop entstanden:
- Sauerwein, M. & Rother, P. (2022). Teilhabe und Anerkennung statt Chancengerechtigkeit - eine sozialpädagogische Perspektive auf Ganztagsschule. In M. Jörgens, J. Sander & S. Werner (Hrsg.), Lesesozialisation und Medien. Lesen im Ganztag: systematische Leseförderung in systemischer Perspektive. Weinheim und München: Beltz Juventa.
- Rother, P., Bebek, C., Haude, C., Idel, T.-S., Graßhoff, G. & Sauerwein, M. (2021). Ganztags-Settings als Arenen „multiprofessioneller“ Diskurse und Praktiken. In K. Kunze, D. Petersen, G. Bellenberg, M. Fabel-Lamla, J.-H. Hinzke, A. Moldenhauer, L. Peukert, C. Reintjes & K. te Poel (Hrsg.), Studien zur Professionsforschung und Lehrerbildung. Kooperation - Koordination - Kollegialität. Befunde und Diskurse zum (multi-)professionellen Zusammenwirken pädagogischer Akteur*innen an Schulen (S. 209-226). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
- Sauerwein, M. & Rother, P. (2022). Hilfestellung in der Hausaufgabenbetreuung und den Lernzeiten aus der Perspektive von Schüler*innen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (ZfE). Vorab-Onlinepublikation. https://doi.org/10.1007/s11618-022-01071-6
- Rother, P. & Sauerwein, M. (2023). Hausaufgaben in Ganztagsschulen: Informelle Strategien von Schüler*innen. In K. Bräu, P. Rother & L. Fuhrmann (Hrsg.), Die verborgenen Seiten der Hausaufgaben. Beltz Juventa: Weinheim.
- Rother, P. & Sauerwein, M. (2022). Stolpersteine und Chancen beim Auswerten von und Publizieren mit (qualitativen) Sekundärdaten. Methodisch/methodologische Reflexionen. Workshop mit Vortrag auf der Arbeitstagung „Qualitative Sekundäranalysen in der Bildungsforschung. Erkenntnisse, Erfahrungen, Perspektiven“ an der Goethe-Universität, Frankfurt am Main.
Das Projekt wurde von Dr. Pia Rother (Institut für Erziehungswissenschaft, AG Allgemeine Erziehungswissenschaft) und Prof. Dr. Markus Sauerwein (Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, Theorien Sozialer Arbeit, Internationale Soziale Arbeit) durchgeführt.
2019
In dem interdisziplinären Forschungsprojekt werden sprachliche Lern- und Bildungsprozesse in unterrichtlichen Interaktionen an inklusiven und exklusiven Schulformen aus einer fachdidaktischen und sozialwissenschaftlichen Perspektive erforscht. Zur Anwendung kommt ein innovatives Forschungsdesign aus dokumentarischer videobasierter Unterrichtsforschung, sprachwissenschaftlichen Analysen sowie Methoden der Spracherwerbsforschung. Das stellt für die aktuelle Schul- und Unterrichtsforschung einen höchst relevanten und innovativen Beitrag dar. Insbesondere das Zusammenführen der Rekonstruktion von fachlichem Lernen in unterrichtlichen Interaktionen mit der Reflexion von Inklusion und Exklusion (auf der Ebene von Schulformen) knüpft an virulente Herausforderungen der Lehrerbildung an. Damit kann das Verbundprojekt einen bedeutsamen Beitrag für die thematische und insbesondere interdisziplinäre Weiterentwicklung des ZSBH leisten.
Aus dem Projekt sind mehrere Publikationen hervorgegangen:
- Hackbarth, A. & Ludwig, J. (2021). Fachlichkeit im Fall von Inklusion. Kasuistische Reflexion der Praxis (schrift)sprachlichen Lernens. In A. Großhauser, A. Köpfer & H. Siegismund (Hrsg.), Inklusion und Deutsch als Zweitsprache als Querschnittsaufgaben in der Lehrer*innenbildung – Konzeptuelle Entwicklungslinien und hochschuldidaktische Zugänge. Trier: Wissenschaftlicher Verlag.
- Hackbarth, A., Ludwig, J. & Müller, A. (2021). (Hrsg.). Fachunterricht und Inklusion. Zeitschrift für Inklusion, 2.
- Hackbarth, A., Ludwig, J. & Müller, A. (i.V.). Language learning under conditions of (complex) impairments. Documentary reconstruction of video-based interactions in heterogeneous learning groups. In M. Martens, B. Asbrand, T. Buchborn, J. Menthe (Hrsg.), Dokumentarische Unterrichtsforschung in den Fachdidaktiken. Theoretische Grundlagen und Forschungspraxis. Wiesbaden: VS-Verlag.
- Hackbarth, A., Ludwig, J. & Müller, A. (2022). Wissen und Können im Grammatikunterricht. Eine praxeologische Perspektivierung von Passungsverhältnissen in Interaktionen. In M. Martens, B. Asbrand, T. Buchborn, J. Menthe (Hrsg.). Dokumentarische Unterrichtsforschung in den Fachdidaktiken. Theoretische Grundlagen und Forschungspraxis. Wiesbaden: VS-Verlag.
Weiterhin wurde im November 2019 der Workshop "Praxeologische und fachwissenschaftliche Erforschung von Fachunterricht" durchgeführt.
Das Projekt wurde von Prof.'in Dr. Anja Hackbarth (Universität Bielefeld, Schulentwicklung und Schulforschung) und Prof.'in Dr. Anja Müller (Deutsches Institut, Spracherwerb und Sprachdidaktik des Deutschen) durchgeführt.
Die Fähigkeit das eigene Lernen zielgerichtet zu planen und zu steuern stellt eine Schlüsselqualifikation dar, die entscheidend für den Studienerfolg ist. Vielen Studierenden mangelt es jedoch an geeigneten Selbstregulationsstrategien. Daher ist es Ziel des Forschungsprojektes Studierende in der Entwicklung des selbstregulierten Lernens mithilfe von digitalen Lernplanern und individuellem Feedback zu unterstützen. Um dies zu untersuchen, füllen Studierende täglich morgens und abends über fünf Wochen einen digitalen, strukturierten Lernplaner aus. Der Lernplaner enthält offene und geschlossene Fragen zu mehreren Aspekten des selbstregulierten Lernens (z.B. Zielsetzung, Motivation, Zeitinvestment). Basierend auf den Angaben im Lernplaner wird ein automatisches, individuelles Feedback zu den Selbstregulationsstrategien generiert. Das vorliegende Forschungsvorhaben dient somit zum einen der Beschreibung des selbstregulierten Lernens über die Zeit. Wie verändern sich beispielsweise die Lernstrategien während der fünf Wochen? Darüber hinaus werden die Effekte von individuellem Feedback auf das Lernverhalten am darauffolgenden Tag untersucht. Wie wirkt sich Feedback am Abend auf das Lernen am nächsten Tag aus? Basierend auf theoretischen Vorannahmen und ersten eigenen Vorarbeiten wird erwartet, dass Feedback eine Reflexion über das eigene Vorgehen beim Lernen anstößt und sich dadurch positiv auf das Lernverhalten am nächsten Tag auswirkt. Das Feedback stellt somit eine Interventionsmaßnahme dar, die darauf abzielt, Studierende in ihrer Selbstregulation zu fördern.
Aus dem Projekt sind mehrere Publikationen und Konferenzbeiträge hervorgegangen:
- Theobald, M. (2021). Self-regulated learning training programs enhance university students’ academic performance, self-regulated learning strategies, and motivation: A meta-analysis. Contemporary Educational Psychology, 66. https://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2021.101976
- Theobald, M., & Bellhäuser, H. (2021). Mind the gap! Unmet time schedules predict university students’ negative affect during the examination phase. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 51, 190–203. https://doi.org/10.1026/0049-8637/a000218
- Bellhäuser, H., Dignath, C., & Theobald, M. (in review). Daily automated feedback enhances self-regulated learning: A longitudinal randomized field experiment.
- Theobald, M., & Bellhäuser, H. (2022). How am I going and where to next? Elaborated feedback improves university students’ self-regulated learning and performance.
- Theobald, M. (2019). Effektivität von Trainingsprogrammen zur Steigerung des Selbstregulierten Lernens an der Universität: Eine Meta-Analyse. Vortrag auf der 17. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie (PAEPSY) in Leipzig, 09.-12.09.2019.
- Theobald, M., & Bellhäuser, H. (2019). “Versuche Dir morgen Ziele zu setzen!” – Tägliches individuelles Feedback und Lerntagebücher als Intervention zur Steigerung des selbstregulierten Lernens. Vortrag auf der 17. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie (PAEPSY) in Leipzig, 09.-12.09.2019.
Das Projekt wurde von Dr. Maria Theobald (DIPF, Individualisierte Förderung) und Dr. Henrik Bellhäuser (Psychologie in den Bildungswissenschaften) durchgeführt.
Das Projekt untersucht einen spezifischen Fall historischer Wirklichkeit, der sich zwischen DDR und
südlichem Afrika aufspannt und unter der Perspektive der transnationalen Bildung (auch international) noch nicht empirisch untersucht wurde: Die sogenannten „DDR-Kinder aus Namibia“. Von 1979 bis 1989 werden etwa 430 namibische Kinder aus Flüchtlingslagern in Angola und Sambia in einem politisch gesteuerten Bildungsprojekt in die DDR gebracht. Das Ziel ist die Ausbildung der Kinder zur zukünftigen Elite Namibias. Organisiert wird das während des Unabhängigkeitskampfes begonnene Projekt von der namibischen Befreiungsbewegung SWAPO und der DDR-Führung. Ihre Kindheit verbringen die Kinder in einem Heim in Bellin (Mecklenburg), wo sie von (mitgereisten) namibischen und DDR-ErzieherInnen betreut werden. Sie besuchen im Nachbarort Zehna die Grundschule und später den Schul- und Internatskomplex „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt bei Magdeburg. Ihnen wird neben der fachlichen Ausbildung auch eine politischideologische Erziehung im Sinne des Sozialismus zuteil. Die Ausbildung orientiert sich zwar am Lehrplan der DDR, hält aber zugleich die Bezüge zu Namibia über Sprache, Lieder, Tänze und das Feiern traditioneller Feste aufrecht. Mit der politischen Wende in Deutschland und der Unabhängigkeit Namibias in den Jahren 1989/90 werden die Kinder und Jugendlichen unvorbereitet nach Namibia gebracht. Dort erleben sie Ausgrenzung: „Ex-DDRler” zu sein und als „Schwarze/r“ Deutsch zu sprechen, ist ein Stigma. Aus dieser gesellschaftlichen Randposition heraus changieren die Biografien in der Folgezeit zwischen sozialem Auf- und Abstieg, zwischen Bleiben (Namibia), Gehen (Deutschland, Ausland) und Pendeln (zwischen Namibia, Deutschland und weiteren Ländern) sowie zwischen sozialer Einbindung oder Isolation, Anerkennungs- oder auch Missbrauchserfahrungen. Ziel des beantragten Projektes ist die Rekonstruktion der Flucht- und transnationalen Bildungsbiografien vor dem Hintergrund der im Feld relevant werdenden Heterogenitäts- und Ungleichheitsdimensionen. Untersuchungsleitend sind die Kategorien: (a) Lebensphase (Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter), (b) sozioökonomischer Status SWAPOFunktionärsfamilie/Kriegswaise), (c) Geschlecht, (e) Hautfarbe, (f) Sprache und (g) Nationalität. Das Projekt untersucht aus einem transnationalen und intersektionalen Anspruch heraus, wann und wie diese Differenzlinien zusammenspielen und Wirksamkeit im Hinblick auf die gesellschaftliche Positionierung entfalten. Ziel ist die Beantragung eines DFG-Projektes.
Aus dem Projekt sind mehrere Publikationen entstanden:
- Müller, K., Niekrenz, Y., Schmitt, C., Krishnamurthy, S. & Witte, M. D. (2020). An analysis of metaphors in the biographies of the ‘GDR children of Namibia’. African Studies, 79(2), 173- 191.
- Schmitt, C. & Witte, M. D. (2019). Refugees across the generations. Generational relations between the 'GDR children of Namibia' and their children. Journal of Ethnic and Migration Studies, 47(17), 4118-4134.
- Schmitt, C., Müller, K. & Witte, M. D. (2019). Vulnerability and Oral History. The Biography of a ‘GDR-Child of Namibia’ as a Narrative of Being Hurt. Childhood Vulnerability Journal, 2, 3-16.
- Schmitt, C. & Witte, M. D. (2018). “You are special”: othering in biographies of “GDR children from Namibia”. Ethnic and Racial Studies, 41(7), 1352-1369.
Das Projekt wurde von Prof. Dr. Matthias D. Witte (Institut für Erziehungswissenschaften, AG Sozialpädagogik), Prof.'in Dr. Caroline Schmitt (Universität Klagenfurt, Transnationale Migrations- und Solidaritätsforschung) und Karin Müller, M.A. durchgeführt.
Der Workshop ist in der Hochschulforschung angesiedelt. Geplante Teilnehmende sind VertreterInnen der Säule Hochschulforschung des ZSBH und KollegInnen der Soziologie und Higher Education Studies (Südafrika/Mosambik, Ghana) und der Soziologie und Anthropologie (Algerien). Ebenso wäre eine Beteiligung Naturwissenschaftler in ihrer Rolle als internationale Projektkoordination (ACADEMY, EU-INTRA-AFRICA, Algerien), möglich. Eine genaue Arbeitsrichtung kann noch nicht festgelegt werden, daher wird es zunächst darum gehen, Möglichkeiten der institutionellen Zusammenarbeit in der Doktorandenausbildung und/oder der Personal-Mobilität zu eruieren.
Das Projekt wurde von Leonie Schoelen, M.A. durchgeführt.
2018
Der Sachunterricht in der Grundschule zeichnet sich durch eine vielperspektivische Struktur aus. Unter den Überbegriff „Sachunterricht“ fallen neben naturwissenschaftlichen auch technische, sozialwissenschaftliche, geographische und historische Inhalte. Schülerinnen und Schüler sollen möglichst in allen Fachfeldern Kompetenzerfahrungen sammeln. Da bislang keine Studien zu fachspezifischen Schwerpunktsetzungen im Sachunterricht vorliegen, wird anhand von Klassenbüchern und Interviews mit Lehrkräften analysiert, ob und inwiefern Lehrerinnen und Lehrer im Sachunterricht – etwa aufgrund eigener thematischer Präferenzen – bestimmte Fächer und Themen stärker gewichten und welche unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen es in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt.
Das Projekt wurde von Jun.-Prof.'in Dr. Katrin Gabriel-Busse (Institut für Erziehungswissenschaften, AG Schulforschung/Schulpädagogik) und Prof.'in Dr. Claudia Kastens (Bergische Universität Wuppertal, Bildungsforschung) durchgeführt.
Das Projekt fußt auf zwei Zielsetzungen: Erstens soll ein für den deutschsprachigen Raum entwickeltes und validiertes Testinstrument zur Erfassung der fachdidaktischen Kompetenzen von (angehenden) Lehrkräften im Fach Wirtschaft für die USA adaptiert werden. Zweitens soll dieser Einsatz in der Lehrkraftbildungspraxis erprobt werden, um im Anschluss daran erste vergleichende Analysen zur Lehrerbildung im Bereich Wirtschaft in Deutschland und den USA zu erstellen. Dabei trägt das Vorhaben nicht nur zur Entwicklung geeigneter Maßnahmen im Zuge der Professionalisierung der (angehenden) Lehrkräfte bei, sondern verhilft auch zu einer stärkeren internationalen Vernetzung und Sichtbarkeit des Wissenschaftsstandortes Mainz zur Erforschung von Lehrkraftkompetenzen im kaufmännisch-verwaltenden Bereich.
Das Projekt wurde von Prof.'in Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia und Dr. Christiane Kuhn durchgeführt.
Wenn im Unterricht komplexe Sachverhalte vermittelt werden sollen, werden häufig Texte mit Bildern vernetzt oder durch Videosequenzen ergänzt. Dies führt zu einer dualen Codierung wichtiger Informationen, die sich förderlich auf das Lernen auswirken kann. Das Verstehen multipel codierter Informationen erfordert aber auch, dass diese integrativ verarbeitet werden. An diesen Prozessen ist maßgeblich das Arbeitsgedächtnis beteiligt, in dem alle lernrelevanten Informationen kurzzeitig gespeichert und zusammengeführt werden. Als eine Störquelle für diese kognitiven Speicher- und Verarbeitungsprozesse in der Schule wird die Lärmbelästigung während des Unterrichts identifiziert. Besonders irrelevante Hintergrundgeräusche scheinen zu einer Leistungsverminderung der Lernenden zu führen, die umso stärker ausfällt, je jünger die Lernenden sind. In insgesamt drei Teilstudien des Projekts wird untersucht, ob erstens die negative Auswirkung von Hintergrundgeräuschen durch Dual-Coding gemildert werden kann, zweitens die gleichzeitige Präsentation von Bild und Text (Arbeits-)Gedächtnis- und Lernprozesse unterstützen kann und drittens Dual-Coding-Prozesse in der Kindheit und im Jugendalter gleich effizient wirken, da sich die Arbeitsgedächtniskapazität in dieser Zeit entwickelt.
Das Projekt wurde von Prof.'in Dr. Bozana Meinhardt-Injac (Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, Entwicklungspsychologie) und Dr. habil. Christiane Baadte durchgeführt.
Das Projekt untersucht Lern- und Bildungsprozesse von Menschen in der dritten Lebensphase. Gemäß dem bildungspolitischen Konzept des Lebenslangen Lernens sollen Aussagen über die Entwicklungs- und Identitätsprozesse und den damit verbundenen längerfristigen Lern- und Bildungsprozessen in lebensweltlichen Rahmungen getroffen werden. Eine bereits 2006 erhobene empirische Materialbasis – bestehend aus 15 narrativen Interviews von Personen im Alter von 52 bis 68 Jahren – wird im Zuge des aktuellen Projekts durch eine zweite Erhebung zu einer Panelstudie ausgebaut. In längsschnittlicher Perspektive sollen somit Lern- und Lebenswege von Menschen auf dem Weg in die bzw. bereits in der dritten Lebensphase rekonstruiert und damit Erkenntnisse über das spezifische Lernen in der dritten Lebensphase gewonnen werden.
Das Projekt wurde von Shevek K. Selbert durchgeführt.