Bildungsverläufe (abgeschlossene Projekte)

Kooperationsanbahnungs-Workshop: Hochschulforschung im Norden und Süden Afrikas

Der Workshop ist in der Hochschulforschung angesiedelt. Geplante Teilnehmende sind VertreterInnen der Säule Hochschulforschung des ZSBH und KollegInnen der Soziologie und Higher Education Studies (Südafrika/Mosambik, Ghana) und der Soziologie und Anthropologie (Algerien). Ebenso wäre eine Beteiligung Naturwissenschaftler in ihrer Rolle als internationale Projektkoordination (ACADEMY, EU-INTRA-AFRICA, Algerien), möglich. Wie in 1.3 erläutert, kann eine genaue Arbeitsrichtung noch nicht festgelegt werden, daher wird vorgeschlagen, sich zunächst auf die Besprechung einer möglichen institutionellen Zusammenarbeit in der Doktorandenausbildung und/oder der Personal-Mobilität zu konzentrieren.

Das Projekt wird von Leonie Schoelen, M.A. durchgeführt.

Projekt "Leben und Lernen in der dritten Lebensphase. Eine qualitative Panelstudie zu Lern- und Bildungsprozessen im Alter"

Das Projekt untersucht Lern- und Bildungsprozesse von Menschen in der dritten Lebensphase. Gemäß dem bildungspolitischen Konzept des Lebenslangen Lernens sollen Aussagen über die Entwicklungs- und Identitätsprozesse und den damit verbundenen längerfristigen Lern- und Bildungsprozessen in lebensweltlichen Rahmungen getroffen werden. Eine bereits 2006 erhobene empirische Materialbasis – bestehend aus 15 narrativen Interviews von Personen im Alter von 52 bis 68 Jahren – wird im Zuge des aktuellen Projekts durch eine zweite Erhebung zu einer Panelstudie ausgebaut. In längsschnittlicher Perspektive sollen somit Lern- und Lebenswege von Menschen auf dem Weg in die bzw. bereits in der dritten Lebensphase rekonstruiert und damit Erkenntnisse über das spezifische Lernen in der dritten Lebensphase gewonnen werden.

Das Projekt wird von Shevek K. Selbert, M.A., durchgeführt.

Forschungsbereiche: Bildungsforschung, Bildungsverläufe/Lern- und Bildungsprozesse

Soziale Netzwerke und wissenschaftliche Karriere. Zum Einfluss sozialer Beziehungen auf wissenschaftliche Karrieren

Auch wenn der Generationenwechsel in den Hochschulen einen gewissen Bedarf an Nachwuchskräften generiert, ist dennoch abzusehen, dass nicht alle in den vergangenen Jahren geförderten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler eine wissenschaftliche Karriere im engeren Sinn realisieren werden, sondern dass eine zunehmende Ausdifferenzierung von Karrieren im Anschluss an eine Promotion zu erwarten ist. Dies legt die Frage nahe, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, welche Karrierewege eingeschlagen und erfolgreich gestaltet werden. Hierbei fokussiert das beantragte Vorhaben auf den Einfluss von Vernetzung auf unterschiedliche Karrierewege. Bisher wird davon ausgegangen, dass soziale Netzwerke bzw. die Einbettung in diese als Katalysator für wissenschaftliche Karrieren fungieren. Jedoch gibt es keine Studien, die diese Vernetzung und die daraus resultierende Wirkung auf den Verlauf von Karrieren untersucht haben. Daher stehen im Mittelpunkt des geplanten Projektes Bedingungsfaktoren für und insbesondere die Wirkung von Vernetzung auf wissenschaftliche Karrieren. Zur Untersuchung dieser Fragestellung wird ein empirischer Zugang gewählt, der sowohl auf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler als auch auf bereits etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fokussiert.

Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Marina Hennig
Institut für Soziologie, JGU

Univ.-Prof. Dr. Uwe Schmidt
Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung und der Geschäftsstelle des Hochschulevaluierungsverbundes, JGU

Subjekt-Bildung: Formen der Subjektivierung in pädagogischen Feldern

Aktuelle gesellschaftliche Wandungsprozesse haben zum einen Auswirkungen auf theoretische Perspektiven auf das Subjekt und zum anderen auf Subjektivierungen als Prozessen der Subjektwerdung. Vor allem in Diskursen über Moderne und Postmoderne der letzten Jahre ist die Vorstellung eines vor der Praxis existierenden souveränen Subjekts in Frage gestellt worden. Stattdessen sind Diskurse und Praktiken als Orte der Entstehung des Sozialen und seiner Subjekte in den Blickpunkt gerückt. Das Projekt beabsichtigt, Formen der Subjektivierung in Feldern des Coaching zu untersuchen. Wesentliches Ziel ist dabei, Selbstoptimierungen zu identifizieren und sichtbar zu machen. Dabei geht es um eine Verortung zwischen selbst gewolltem Denken und Handeln und gesellschaftlichen Einflüssen und Bedingungen. Indem eine Verbindung von theoretischer und empirischer Analyse angestrebt wird, ist die methodische Vorgehensweise an die Grounded Theory angelehnt.

Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Heide von Felden und Jun.-Prof. Dr. Sebastian Lerch
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

 

Wissenschaftliche Karrierewege nach der Promotion. Eine vergleichende Untersuchung der Habilitation, Juniorprofessur und Nachwuchsgruppenleitung an der Universität Mainz

Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Uwe Schmidt und Dipl.-Soz. Lena Zimmer aus dem Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung wird derzeit ein Projekt durchgeführt, das sich mit wissenschaftlichen Karrierewegen nach der Promotion beschäftigt. Vergleichend untersucht werden sollen dabei die Habilitation, die Juniorprofessur sowie die Nachwuchsgruppenleitung an der Universität Mainz. Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht die Frage, welche Bedingungsfaktoren für das Einschlagen bestimmter Karrierewege in der Postdoc-Phase relevant sind und welche Wirkungen die unterschiedlichen Karrierewege auf den beruflichen Verbleib im Anschluss an die Postdoc-Phase haben.

Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Uwe Schmidt und Dipl.-Soz. Lena Zimmer
Zentrum für Qualitätssicherung und -Entwicklung, JGU

Implementierung, Begleitung und Evaluation von Mentoring-Programmen in Wissenschaft, Verwaltung und Politik

Das ZQ ist seit mehreren Jahren mit der Implementierung, Begleitung und Evaluation von Mentoring-Programmen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern, vorrangig in Programmen mit Gender-Schwerpunkt befasst.
Mentoring kann als zusätzlicher Baustein in der Nachwuchskräfteentwicklung als „training near the job“1 besondere Akzente setzen, gerade auch für die Herstellung von Chancengleichheit und für den Abbau struktureller Barrieren im Karriereaufstieg von Frauen. Mentoring wirkt hier differenzierter als andere Personalentwicklungsmaßnahmen: „Die persönliche Beziehung zwischen Mentorin/Mentor und Mentee ermöglicht einen intensiven und praxisnahen Wissens- und Erfahrungsaustausch, in dem individuelle Lernbedarfe berücksichtigt werden können. Auch kann der Austausch zwischen Mentee und Mentorin/Mentor entsprechend der individuellen Verfügbarkeit und angelehnt an besondere berufliche Ereignisse zeitlich und thematisch flexibler gestaltet werden. Zudem kann im Idealfall zwischen Mentorin/Mentor und Mentee eine Beziehung entstehen, die auch über das Programm hinaus längerfristig Wirkungen entfaltet.“2

Folgende Mentoring-Programme werden aktuell durch Beratung oder Evaluation unterstützt:

„Mehr Frauen an die Spitze!“ – Mentoring-Programm für weibliche Führungskräfte in der Landesverwaltung Rheinland-Pfalz

Laufzeit: 2009 – heute

Das Mentoring-Programm wurde zunächst durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen (MASGFF) und seit 2011 durch das Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen (MIFKJF) federführend umgesetzt. Gemeinsam mit Vertreterinnen des Interministeriellen Ausschusses für Frauenfragen (IMA) wurde im Jahr 2009 beschlossen, ein Mentoring-Programm für weibliche angehende Führungskräfte zu entwickeln. Ausgangspunkt zur Initiierung des Programms bildeten die Ergebnisse des 3. Berichts zur Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes. Auch im 4. Bericht (2012) wird wiederholt auf den niedrigen Anteil von Frauen in Führungspositionen hingewiesen, der die Landesverwaltung zum weiteren Handeln veranlasst.

Das ZQ übernimmt im Zuge der wissenschaftlichen Beratung und Begleitung eine beratende Funktion gegenüber der Projektleitung und dem Lenkungsbeirat. Weitere Aufgaben sind neben der Evaluation die Organisation des Rahmen- und Qualifizierungsprogramms sowie die Funktion als externe Kontaktstelle für die Mentoring-Tandems.

Im Fokus der durchgeführten Evaluation stehen folgende ausgewählten Handlungsfelder des Mentoring-Programms:

  • Mentoring-Beziehung: Von der Auswahl bis zur Ausgestaltung der Beziehung
  • Umsetzung und Annahme des Rahmen- und Qualifizierungsprogramms
  • Berufliche und persönliche Entwicklung der Mentee
  • Konzeptionelle und strategische Überlegungen zum Personalentwicklungsinstrument für angehende weibliche Führungskräfte.

„Mit Mentoring vor Ort – Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“

Laufzeit: 2012 – 2013

Bei dem Mentoring-Programm „Mit Mentoring vor Ort - Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ handelt es sich um ein weiteres strategisches Element zur Förderung von Chancengleichheit. Das Programm ist eingebunden in die Kommunalwahlkampagne für das Jahr 2014 des Landes Rheinland-Pfalz. Das Frauenministerium will hierüber Frauen ansprechen, die ein politisches Amt anstreben bzw. sich politisch engagieren wollen, um damit den Anteil von Frauen, die sich 2014 zur Wahl stellen, parteiübergreifend maßgeblich zu erhöhen. Das bereits in 2011 im Rahmen einer Pilotphase durchgeführte Mentoring-Programm in der Kommunalpolitik wurde im Jahr 2012 formativ bezüglich Steuerung, Umsetzung und Durchführung evaluiert, um auf dieser Basis Handlungsempfehlungen für dessen Weiterführung zu entwickeln. Das Mentoring-Programm startete 2012 in fünf Regionen in Rheinland-Pfalz.

Die Evaluation des Programms analysiert Stärken und Schwächen in Bezug auf die Strukturen, Prozesse, Wirkungen und Perspektiven des Programms.

Evaluation von Mentoring-Programmen in der Wissenschaft

Zielgruppe: Absolventinnen, Promovendinnen, PostDocs, Habilitandinnen, Juniorprofessorinnen

Das ZQ wird regelmäßig mit der Evaluation von Mentoring-Programmen für Nachwuchswissenschaftlerinnen betraut. Der konzeptionelle Aufbau der Mentoring-Programme umfasst i.d.R. folgende drei Aspekte:

(1) Eins-zu-Eins-Mentoring-Beziehung: Die Mentee wird über einen festgelegten Zeitraum durch eine Führungskraft aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft persönlich begleitet.

(2) Coaching- und Qualifizierungsprogramm: Praxisorientierte Seminare zur Karriereorientierung, zu Führungsverhalten und Schlüsselkompetenzen sowie eine Begleitung der Mentoring-Beziehung finden über den gesamten Programmverlauf statt.

(3) Networking: Netzwerkveranstaltungen sowie selbstinitiierte Veranstaltungen fördern die Vernetzung der Mentees, Mentorinnen und Mentoren untereinander sowie den fachlichen und interdisziplinären Austausch von (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen.

Folgende Programme im Wissenschaftsbereich wurden bzw. werden evaluiert:

Ada-Lovelace-Projekt für Absolventinnen für FB 08-10 (seit 2011)

Christine de Pizan-Programm für die FB 01-03 und 05-07 (seit 2011)

Edith Heischkel Mentoring-Programm an der Universitätsmedizin (FB 04) (seit 2010)

Hochschule Koblenz (2012)

Universität Trier (2013 – 2015)

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1Personalentwicklung findet hier in enger räumlicher, zeitlicher und inhaltlicher Nähe zum Arbeitsplatz statt.

2Lukoschat, Helga/ Kletzing, Uta (2006): „Mentoring Revisited“ Ziele, Effekte und künftige Herausforderungen. Erschienen in: Peters, Sibylle u.a. (Hrsg.): Flankierende Personalentwicklung durch Mentoring II. München und Mering, S. 87-101.

 

Entwicklung eines Konzeptes zur arbeitsmedizinischen Betreuung von Referendaren sowie Lehrkräften in den ersten Berufsjahren

Der Beruf des Lehrers wird gemeinhin mit der Floskel "Lehrer haben vormittags recht und nachmittags frei" beschrieben. Laut neueren Studien divergieren jedoch diese Vorstellungen von den tatsächlichen Gegebenheiten des Lehreralltags: Der Lehrberuf zählt aufgrund seiner psychischen Belastung zu den anstrengendsten Berufen.

Diese Studie fokussiert die gesundheitlichen Belastungen, denen besonders Referendare sowie Lehrkräfte in den ersten Berufsjahren ausgesetzt sind. Da der Berufseinstieg eine besondere Lebens- und Berufssituation darstellt, versucht das Projekt, die vielfältigen Anforderungen und Belastungen dieser spezifischen Berufsgruppe zu erforschen mit dem Ziel, mögliche Maßnahmen für eine arbeitsmedizinische Betreuung aufzuzeigen.

Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. Stephan Letzel
Institut für Lehrergesundheit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Mainz

Lebenslanges Lernen und Bildungsbiographien

Lebenslanges Lernen (LLL) als bildungspolitisches Konzept ist seit den 1990er Jahren auch in Deutschland verankert. Es strebt eine Form des Lernens an, die vom Lernenden als eine lebenslange und lebensweite Strategie verstanden werden und ihm als Möglichkeit dienen soll, auf gesellschaftliche Freisetzungs- und Flexibilisierungstendenzen vorbereitet zu werden. Zudem erhalten das selbstgesteuerte und das informelle Lernen in diesem Konzept eine größere Bedeutung.

Das Projekt "Lebenslanges Lernen und Bildungsbiographien" widmet sich der bisher wenig erforschten Thematik, welche Wirkungen das Konzept auf diejenigen hat, die es nutzen. Es stellt sich demnach die zentrale Frage, wie Menschen mit unterschiedlichen Bildungshintergründen und Milieuzugehörigkeiten unter den Appellen und gesellschaftlichen Bedingungen des Lebenslangen Lernens lernen. Zur Beantwortung dieser Frage sieht das Projekt die besondere Möglichkeit in einer vergleichenden Forschung, die sowohl auf diachroner als auch auf synchroner Ebene interessante Ähnlichkeiten und Differenzen in der intraindividuellen Aneignung LLL herausstellen kann.

Ansprechpartner:

Univ.-Prof. Dr. Heide von Felden
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Univ.-Prof. Dr. Marina Hennig
Institut für Soziologie, JGU

 

Study Competences: Orientierungs- und Studienvorbereitungstraining für Jugendliche

Zahlreiche Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass die Frage der Studienwahl und die wahrgenommene Studienbelastung oft schwer lösbare Probleme für viele Jugendliche darstellen. Die Studienwahl hängt von inhaltlichen, persönlichen und sozialen Faktoren ab. Wenn Jugendliche über ein klares Selbstkonzept verfügen und sie fähig zu Selbstreflexion sind, dann kann das schon eine erfolgreiche Studienwahl ausmachen. Darüber hinaus garantieren erst eine situationsadäquate Handlungsstrategie und ein stabiles Selbstwertgefühl den Erfolg der Studienwahl. Dies ist kein rein kognitiver Prozess, da zur Steuerung der Handlungs- sowie der Lernkompetenz ein angemessener Umgang mit den eigenen Emotionen gehört. Die gegenwärtigen Entwicklungen, die aus diversen Umfragen hervorgehen, zeigen, dass weniger als 30% der Studierenden mehr als 40 Stunden pro Woche in ihr Studium investieren, dass weiterhin die Abbruchquote für ein Studium bei über 30% liegt und dass es eine mögliche Diskrepanz zwischen tatsächlicher und wahrgenommener Belastung im Studium gibt. Betrachtet man die wahrgenommene Studienbelastung näher, so wird ersichtlich, dass etwa 13 bis 16% der Studierenden über ernsthafte Probleme und hohe Belastungen berichten: Die Probleme bestehen vornehmlich in der Planung und Orientierung im Studium und betreffen das Organisieren von sowohl administrativen als auch inhaltsbezogenen Aufgaben. Demnach ist anzunehmen, dass es sowohl studienbezogene Informationsdefizite, Fehleinschätzungen als auch persönliche und fachübergreifende Kompetenzdefizite gibt. Hieraus lässt sich ein dringender Handlungsbedarf ableiten. Ziel dieses Projektes ist es, ein mehrstufiges hochschulvorbereitendes Trainingsprogramm für Jugendliche zur Förderung von systematischen und studienvorbereitenden Kompetenzen zu entwickeln. Dieses soll in die Schule implementiert werden, da Schule dies nicht allein und umfassend systematisch leisten kann. Bei diesem Vorhaben handelt es sich um eine Präventionsmaßnahme sowie um einen Beitrag zur Nachwuchsförderung.

Voraussichtliche Gesamtdauer des Projektes: 4 Jahre

Ansprechpartner:

Dr. Eszter Monigl
Psychologisches Institut, JGU

 

Perspektive Berufsabschluss

Das Förderprogramm "Perspektive Berufsausbildung", das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiiert und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie der Europäischen Union kofinanziert wird, verfolgt seit 2008 mit den beiden Förderinitiativen "Regionales Übergangsmanagement" und "Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung" das Ziel, den Anteil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss zu verringern.

In Kooperation mit der Prognos AG und dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. (ism) führt das Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) eine Evaluation der zweiten Förderinitiative "Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung" durch. In 42 Projekten dieser Förderinitiative sollen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, um an- und ungelernten jungen Erwachsenen mit und ohne Beschäftigung einen Berufsabschluss zu ermöglichen.

Die Evaluation ist formativ angelegt und erfolgt im Zeitraum von März 2011 bis Februar 2014. Methodisch wird sowohl auf quantitative als auch auf qualitative Erhebungsinstrumente zurückgegriffen. Die wesentlichen Prozess- und Strukturmerkmale der Projekte werden u.a. mittels Dokumentenanalyse und durch ein webbasiertes Erfassungssystem erhoben. Einen tiefergehenden Einblick in die Arbeitsweise der Projekte vor Ort und über die Potenziale der nachhaltigen Strukturveränderung bieten Fallstudien. Neben der Analyse von Programmwirkungen in den Handlungsfeldern Netzwerkarbeit, Auf- und Ausbau von Serviceangeboten im Feld der Nachqualifizierung und Aufbau von konkreten Nachqualifizierungsangeboten steht auch die Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit im Fokus der Evaluation.

In einer ersten Evaluationsphase wird zunächst die Entwicklung in den Einzelprojekten auf Grundlage von Dokumentenanalysen und Fallstudien betrachtet. Ergänzt wird diese Analyse in einer zweiten Phase durch Experteninterviews. Schließlich stehen in der dritten Phase der Evaluation Fragen zur Ergebnisqualität, den Wirkungen und der Nachhaltigkeit der Einzelprojekte sowie des Gesamtprogramms im Vordergrund.

Ansprechpartner:
Dipl.-Psych. Simone Herrlinger, Dipl.-Soz. Caroline Kiemle
Zentrum für Qualitätssicherung und -Entwicklung, JGU

 

Experimentelle Studien zur Bedeutung von Lehrermerkmalen für die Ungleichheit von Bildungschancen

Welche Rolle sozioökonomische Merkmale der Lehrkräfte für die Bildungschancen ihrer Schüler/innen spielen, ist eine bislang weitgehend unbeantwortete Frage. In dem Projekt wurde daher anhand einer Stichprobe von über 700 angehenden Lehrkräften gezeigt, wie mittels eines sog. Faktoriellen Surveys bzw. Vignettenexperimentes die Relevanz von Lehrermerkmalen für die Bildungschancen von Schülern (am Beispiel der Schullaufbahnempfehlung) bestimmt werden kann. Die Ergebnisse auf Basis von Mehrebenenanalysen zeigen, dass das Geschlecht, das Leistungsniveau (d.h. die Abiturnote) sowie das Alter der angehenden Lehrkräfte, einen beachtenswerten Unterschied für die Schullaufbahnbeurteilung machen. Dabei ist die Tatsache bemerkenswert, dass das Lehrergeschlecht seine Wirkung erst in Interaktion mit dem Schülergeschlecht vollständig entfaltet: Lehrer beurteilen Schüler und Lehrerinnen beurteilen Schülerinnen vergleichsweise besser. Das Projekt zeigt darüber hinaus, dass der Faktorielle Survey – trotz zu diskutierender Einschränkungen – eine gute Methode ist, um Mechanismen der Entscheidungspraxis von Lehrern (und anderen Akteuren im Bildungssystem) aufzudecken, und damit einen Beitrag zur Erklärung bildungsbezogener Ungleichheiten leisten kann.

Ansprechpartner:
Dr. Jürgen Schiener und Dr. Alexander Schulze
Institut für Soziologie, JGU

 

Landesweite Absolventenbefragung Rheinland-Pfalz

Mit Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) Rheinland-Pfalz wird im Auftrag des Hochschulevaluierungsverbunds Südwest ab September 2006 eine landesweite Befragung von Absolventinnen und Absolventen des Abschlussjahres 2005 durchgeführt. Anknüpfend an die Erfahrungen, die im Rahmen einer fachübergreifenden Absolventenbefragung des Absolventenjahrgangs 2002 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gesammelt wurden, fokussiert die Erhebung auf Landesebene in erster Linie auf Fragen des Berufsverbleibs und der Bindung an die Hochschule über das Studium hinaus. Ergänzend wird ausgewählten Fragen der retrospektiven Einschätzung des Studiums nachgegangen.

Folgende rheinland-pfälzische Mitgliedshochschulen des Hochschulevaluierungsverbundes Südwest nehmen an der Absolventenbefragung teil:

  • Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Technische Universität Kaiserslautern
  • Universität Trier
  • Universität Koblenz-Landau
  • Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer
  • Katholische Fachhochschule Mainz
  • Fachhochschule Mainz
  • Fachhochschule Kaiserslautern
  • Fachhochschule Trier
  • Fachhochschule Koblenz
  • Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein
  • Fachhochschule Worms
  • Fachhochschule Bingen

Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Uwe Schmidt
Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung und der Geschäftsstelle des Hochschulevaluierungsverbundes, JGU

Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter:
Carina Oesterling, M.A.; Tobias Boll

Forschungsprojekt Leistungsmilieus

Einführung

Die hochschulpolitische Diskussion hat in den vergangenen Jahren eine auffällige Wendung genommen. Wurde sie in den neunziger Jahren noch von der Diagnose geprägt, dass unter anderem die Massenuniversität ein anhaltendes Phänomen in der Hochschullandschaft sei, gewinnt allmählich die Einsicht an Bedeutung, dass trotz den auch für die Zukunft prognostizierten hohen Studierendenzahlen und entgegen einer vermeintlichen Akademikerschwemme ein anhaltender Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften zu erwarten ist. Zwar ist die gegenwärtige Situation weniger dramatisch als Mitte der sechziger Jahre, doch die Parallelen zur damaligen Bildungskrise sind unverkennbar.

Ziel des hier beantragten Vorhabens war es, die Ursachen für die im internationalen Vergleich geringe Partizipation am höheren Bildungssystem sowie die im Verhältnis zu den Studienanfängerzahlen in vielen Fächern geringen Abschlussquoten zu untersuchen. Hierbei sollten vor allem sozialstrukturelle Faktoren und milieuspezifische Unterschiede in den Blick genommen werden. Insbesondere interessierte die Frage, inwieweit sich spezifische Leistungsmilieus entlang der sozialen Herkunft sowie der in Schule und Studium gewählten Fächer differenzieren lassen.

Die zugrunde liegende These war hierbei, dass Fachwahl und Fächerkultur sich entsprechend der spezifischen Orientierungsmuster und Leistungseinstellungen beschreiben lassen. Es wurde erwartet, dass vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer sowie die Ingenieurwissenschaften, die trotz guter Berufsaussichten nach wie vor schwach nachgefragt werden, aufgrund veränderter Leistungsmilieus in den vorangegangenen Jahren an Akzeptanz bei den Studienanfängern verloren haben.^

Projektbeschreibung

Von Bedeutung für die Untersuchung sind die für die Beschreibung sozialer Milieus gebildeten Dimensionen, die über die Determinanten der Schicht bzw. der sozialen Lage hinaus Einstellungen und Orientierungsmuster betonen. Neben milieuspezifischen Gesellschaftsbildern, Einstellungen zu Familie und Freizeit sind es vor allem die Dimensionen der Einstellung zu Arbeit und Leistung sowie milieuspezifische Stilwelten, die für das geplante Projekt von Interesse waren.

Die damit intendierte Erhebung spezifischer Leistungsmilieus sowie von Orientierungs- und Motivationsmustern bei Eltern, Schülerinnen, Schülern und Studierenden an den entscheidungsrelevanten Schnittstellen des Übergangs zwischen Schularten bzw. zur Hochschule bildet eine zentrale Fragestellung, die bislang in der Hochschul- und Bildungsforschung kaum in den Blick genommen wurde. Arbeiten zur Leistungsmotivgenese entstanden vor allem unter der Perspektive der Untersuchung frühkindlicher Sozialisationsprozesse (vgl. u.a. Trudewind 1982), nicht aber hinsichtlich der Gestaltung von Bildungsbiographien.

Zur Erfassung und Charakterisierung von Leistungsmilieus wurden in Anlehnung an die in der Untersuchung zur Studienmotivation und Studienkultur verwendeten Orientierungsalternativen Dimensionen gebildet, die zur Beschreibung von Leistungsmilieus mit Bezug auf die geplante oder tatsächliche Fachwahl, die soziale Herkunft und die Wahrnehmung von Bildungsoptionen dienten (zu einigen dieser Orientierungsmuster liegen Vergleichsergebnisse aus einer Studie von Heublein und Sommer vor, die als kontrastierender Hintergrund für die Interpretation der gewonnenen Ergebnisse verwendet wurden, vgl. Heublein und Sommer 2000). Diese Dimensionen sind allerdings nicht als unabhängige Variablen zu verstehen, sondern stellen mit Bezug auf das Leistungsmilieu sich wechselseitig bedingende Faktoren dar. Mit anderen Worten können Leistungsmilieus einerseits als additive Resultante der unterschiedlichen Orientierungsmuster verstanden werden, während sie andererseits wiederum auf individuelle Orientierungen und Präferenzen rückwirken.

Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die soziale Herkunft einerseits die Ausbildung spezifischer Leistungsmilieus unterstützt, zugleich aber auch als unabhängige Variable direkt auf die Bildungsaspirationen wirkt. Es ist zu erwarten, dass die Dimensionen in unterschiedlichen Kombinationen divergente Leistungsmilieus ausbilden, die wiederum auf Bildungserfolge verweisen.

Mit der folgenden Abbildung soll versucht werden, eine Annäherung an die damit unterstellten komplexen Bedingungszusammenhänge zu leisten. Die jeweilige Stärke der Pfeile symbolisiert den vermuteten Zusammenhang zwischen Leistungsmilieus, sozialer Herkunft/sozialer Lage und Bildungsoptionen.

Grafik Orientierungsmuster

Als untersuchungsleitende Thesen wurde zugrunde gelegt, dass

(1) der direkte Einfluss des Leistungsniveaus und der sozialen Herkunft auf Bildungsübergänge unterschiedlich stark ausgeprägt ist und die Bedeutung des Leistungsmilieus auf die Wahrnehmung von Bildungsoptionen in Bezug auf die Bildungsbiographie tendenziell zunimmt, wogegen der Einfluss der sozialen Herkunft nachlässt - ohne dass es sich hierbei um lineare Zusammenhänge handelt;

(2) der Einfluss von Leistungsmilieus vor allem bei der Wahl der weiterführenden Schule im Anschluss an die Grundschulzeit und beim Übergang zur Hochschule durch die soziale Herkunft überlagert wird,

(3) Leistungsmilieus nicht oder nicht mehr zwingend mit der Bildungsoption eines Hochschulstudiums korrelieren und sich Leistungsmilieus im Rahmen des Studiums unabhängig von der sozialen Herkunft im Hinblick auf die Fächergruppen unterscheiden und

(4) Leistungsmilieus wiederum unabhängig von der sozialen Herkunft mit dem Studienerfolg variieren.

Untersuchungsansatz und -design

Das geplante Projekt musste auf die Untersuchung ausgewählter Aspekte dieses Modells beschränkt bleiben. Im Vordergrund stand zunächst die Deskription unterschiedlicher Leistungsmilieus entlang der genannten Dimensionen. Daran anschließend sollte die Relevanz von Leistungsmilieus unter Berücksichtigung der sozialen Herkunft im Hinblick auf den Übergang von der Grundschule zu weiterführenden Schulen, der gymnasialen Mittel- zur Oberstufe sowie der wahrgenommenen Bildungsoption nach der Erlangung der Hochschulreife untersucht werden.

Schließlich sollte im Hinblick auf die These, dass der Studienerfolg im Wesentlichen auf den Einfluss von Leistungsmilieus und in geringerem Maße auf jenen der sozialen Herkunft zurückzuführen ist, die Studienmotivation, die Studiengestaltung und der Studienerfolg gemessen werden. Hierbei ist einschränkend anzumerken, dass eine Messung des Studienerfolgs aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten nur indirekt - bspw. über den Stand des Studiums oder die bisherigen Studienleistungen - erschlossen werden konnte, da - so zeigen die Erfahrungen - Befragungen von Studierenden insofern systematischen Verzerrungen unterliegen, als z.B. Studienabbrecher, Hochschulwechsler oder Studierende, die das Studium nicht ernsthaft betreiben, kaum zu erreichen sind.

Die Untersuchung selbst wurde in Form quantitativer Befragungen von Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Studierenden durchgeführt. Befragt wurden im Anschluss an diese Vorüberlegungen relevante Auskunftspersonen an der Schnittstelle von Übergängen im Bildungssystem. Im Einzelnen sind dies

Eltern von Schülerinnen und Schülern der 4. Klassen an Grundschulen,

Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe an Gymnasien und

Studierende ausgewählter Fächer und Fachbereiche, die bereits an einer Befragung im Rahmen eines Forschungsprojekts des Zentrums für Qualitätsentwicklung und -sicherung zu Fragen von Studienmotivation und Studienkultur teilgenommen haben.

Zur Untersuchung der Fragestellung wurden drei Zielgruppen definiert, wobei sich die erste Gruppe am Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule und die zweite am Übergang von der gymnasialen Oberstufe zu Studium oder Beruf befinden sollte. Die dritte Zielgruppe sind Studierende, die bereits eine Studienfachwahl getroffen haben. Durch diese Auswahl ist es möglich, die Ergebnisse unterschiedlichen Stufen im Bildungssystem zuzuordnen und ihre Relevanz auf unterschiedlichem Entwicklungsniveau der Heranwachsenden zu vergleichen.

Insgesamt wurden folgende Befragungen durchgeführt:

  1. Postalische Befragung der Eltern von Viertklässlern
  2. Schriftliche Befragung von Schülerinnen und Schülern der 12. Jahrgangsstufe
  3. ostalische Befragung von Studierenden der Universität Mainz.

Das Verfahren der Eltern- und Schülerbefragung ist durch eine Klumpenauswahl auf Ebene der Schulen bestimmt, so dass Befragungseinheiten in Form ganzer Jahr-gangsstufen innerhalb einer Schule möglich wurden. Die Auswahlgesamtheit wurde zuvor nach regionalen Kriterien geschichtet und anschließend die Stichprobe zufällig ausgewählt.

Arbeitsgruppe

Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Institut für Soziologie (Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Stefan Hradil i.R.) und dem Pädagogischen Institut (Univ.-Prof. Dr. Franz Hamburger) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz realisiert.

Zentrale Ergebnisse der Untersuchung wurden veröffentlicht in :

Uwe Schmidt (Hg): Übergänge im Bildungssystem. Motivation - Entscheidung - Zufriedenheit. Wiesbaden 2006

 

Mainzer Grundschulstudie

Die Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz soll Aufschluss über sozialstrukturelle Bedingungen am Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule geben, welchen Beitrag Schule und Elternhaus zur Ungleichheit der Bildungschancen leisten und auf welcher Grundlage die Schulwahlentscheidungen fallen. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen aus den Ergebnissen der Studie abzuleiten. Die Ergebnisse sollen außerdem in die Lehrerweiterbildung am Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) einfließen und in die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der universitären Mentorenprojekte, um bildungsferne Schülerinnen und Schüler stärker anzusprechen.

Ansprechpartner:
Dr. Alexander Schulze und Dipl.-Soz. Susanne Kunze
Institut für Soziologie, JGU

 

Study Competences: Orientierungs- und Studienvorbereitungstraining für Jugendliche

Zahlreiche Forschungsberichte weisen darauf hin, dass einerseits die Studienwahl und andererseits die wahrgenommene Studienbelastung für viele Jugendliche nur schwer lösbare und teilweise sogar nicht zu bewältigende Herausforderungen darstellen. Dennoch existiert bis heute kein Präventionsprogramm, welches eine systematische, studienvorbereitende Förderung von Jugendlichen ermöglicht. Aus diesem Grund wird im Rahmen des geplanten Forschungsprojekts ein Trainingsprogramm zur Förderung von selbstbezogenen und studienthematischen Kompetenzen von Studienanwärterinnen und Studienanwärtern entwickelt.

Die vorbereitenden Befragungen werden bei Schülerinnen und Schülern und Studierenden verschiedener Studiengänge der JGU durchgeführt.

Ansprechpartner:
Dr. Eszter Monigl
Psychologisches Institut, JGU

 

Partizipation von Familien bei verschiedenen Formen des Übergangs vom Elementar- zum Primarbereich

Die Bewältigung von Übergängen im Bildungswesen stellt eine wichtige Entwicklungsaufgabe für Kinder und Jugendliche dar. Jeder Übergang bedeutet eine Hürde im Bildungsprozess, aber ebenso die Möglichkeit eines Neuanfangs. Mit dem Wechsel von der Kindertagesstätte in die Grundschule ist eine besondere Herausforderung verbunden; denn hier muss von den Kindern und ihren Familien eine Brücke zwischen zwei unterschiedlichen Systemen (Jugendhilfe und Schule) geschlagen werden. Die bildungspolitische Bedeutsamkeit einer pädagogisch reflektierten Gestaltung dieses Übergangs ist mittlerweile unbestritten.

Nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern kommen in die Schule. Kindertagestätten und Schulen können sich in gemeinsam organisierten Veranstaltungen, Projekten, Elternabenden usw. auf die Herausforderungen des Übertritts in die Grundschule vorbereiten. Obwohl mit dem Schulanfang im Vergleich zum Wechsel in die weiterführenden Schulen nach dem vierten Schuljahr noch keine Entscheidung über einen Schulabschluss verbunden ist, ist dieser erste Übergang im Hinblick auf die grundlegenden Bildungsorientierungen der Kinder und Eltern höchst bedeutsam. Denn für den Erfolg in der Schule sind nicht nur die Begabung und Motivation des Kindes Ausschlag gebend, sondern auch die unterschiedlichen Ambitionen und kulturellen Ressourcen, mit denen die Eltern ihre Kinder in ihrer je eigenen Bildungsbiographie unterstützen und fördern.

Wir wollen in diesem Projekt genauer untersuchen, wie und wodurch es den Tandems von Kitas und Grundschulen gelingt, die Eltern in die Gestaltung des Übergangs produktiv mit einzubeziehen und für den Bildungsprozess ihrer Kinder zu sensibilisieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Auswirkungen unterschiedliche Formen der Übergangsgestaltung auf die schulischen Bildungsorientierungen der Eltern haben. Für die qualitative Studie werden sechs Tandems von Kindertagesstätten und Grundschulen ausgewählt, die ein breites Spektrum von pädagogischen Profilen und soziokulturellen Standorten repräsentieren sollen:

  • Zwei Tandems sind Regeleinrichtungen, die in innovativer Weise pädagogische Projekte zur Übergangsgestaltung erarbeitet haben,
  • Zwei Tandems sind Modelleinrichtungen (sog. Bildungshäuser) in denen die Kooperation auch räumlich verankert  ist;
  • Zwei Tandems sind reformpädagogische Einrichtungen (Prägung: Montessori- und Waldorfpädagogik), die allein schon konzeptionell eine starke Kontinuität zwischen Elementar- und Primarbereich anstreben.

Insgesamt möchten wir in jedem Tandem die folgenden Daten erheben:

  • das pädagogische Konzept der Übergangsgestaltung
  • eine Gruppendiskussion von Erzieherinnen und Lehrerinnen
  • gemeinsame Veranstaltungen von Kindertagesstätte und Schule
  • Elterninterviews vor und nach dem Übergang in die Grundschule
  • Interviews mit den Erzieherinnen der Kindertagesstätten
  • Interview mit der Klassenlehrerin der Grundschule

Projektleitung:
Dr. Gunther Graßhoff, Univ.-Prof. Dr. Franz Hamburger und Univ.-Prof. Dr. Heiner Ullrich
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Dr. Frauke Choi
Zentrum für Schul-, Bildungs- und Hochschulforschung, JGU

Projektmitarbeiterinnen:
Christine Binz, M.A., Dipl.-Päd. Annika Pfaff und Dipl.-Päd. Sarah Schmenger
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

 

Übergänge zwischen Studium und Beruf

Das Projekt "Übergänge zwischen Studium und Beruf" ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Arbeitsgruppe Erwachsenenbildung des Instituts für Erziehungswissenschaft, dem Institut für Soziologie und dem Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Das Forschungsinteresse gilt der Gestaltung des Übergangs vom Studium in den Beruf durch Hochschulabsolventen der Mainzer Universität. Hierbei sind vor allem die vorherigen Erwartungen an das Studium und den Beruf sowie die gemachten Erfahrungen im Übergang vom Studium in den Beruf interessant. Um auch die ersten Berufsjahre mit in die Untersuchung einzubeziehen, werden die Absolventinnen und Absolventen des Jahres 2002 interviewt. Neben den erwarteten Erkenntnissen zur Gestaltung von Übergängen im Allgemeinen und der Beteiligung von Lern- und Bildungsprozessen am Übergang vom Studium in den Beruf im Besonderen werden die Ergebnisse auch von hochschulpolitischer Bedeutung sein.

Die Untersuchung umfasst jeweils ein qualitatives und ein quantitatives Teilprojekt: So werden die Absolventinnen und Absolventen von 2002 um die Beantwortung eines Fragebogens gebeten; mit einer kleineren Stichprobe wird darüber hinaus ein Interview geführt, um die biographische Erfahrungsaufschichtung, d.h. die über den Fragebogen hinausreichende Verzahnung von Personenmerkmalen, biographischen Ereignissen und beruflichen Erfahrungen, zu erfassen. Mit diesem Forschungsdesign wird gleichzeitig eine konstruktive Methodendiskussion (qualitative vs. quantitative Methoden) angestrebt.

Projektlaufzeit:
01.06.2008 bis 31.12.2009

Projektbeteiligte:
Univ.-Prof. Dr. Heide von Felden, Jun. Prof. Dr. Astrid Seltrecht, Kira Nierobisch und Maria Wagner
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Dr. Jürgen Schiener und Dr. Dirk Böpple
Institut für Soziologie, JGU

Univ.-Prof. Dr. Uwe Schmidt und Dr. Carina Oesterling
Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung, JGU

 

Übergänge und lebenslanges Lernen in akademischen Arbeitsmärkten

Thema des Forschungsprojekts sind diskontinuierliche Erwerbsbiographien und -verläufe von Erwerbspersonen mit Hochschulabschlüssen in unterschiedlichen Fachrichtungen und verschiedenen Geburtskohorten. Untersucht werden einerseits Erwerbsverläufe – Art, Abfolge und Dauer von Erwerbspositionen und -phasen – in einem Teilprojekt mit Methoden der quantitativen Sozialforschung sowie andererseits Erwerbsbiographien – subjektive Präsentationen und biographische Konstruktionen des persönlichen Werdegangs – in einem Teilprojekt mit Methoden der qualitativen Sozialforschung.

Im qualitativen Teilprojekt werden Primärdaten anhand von Leitfadeninterviews erhoben und bevorzugt nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet, die durch weitere qualitative Auswertungsverfahren ergänzt werden soll (u.a. narrationsstrukturelles Verfahren).

Im quantitativen Teilprojekt werden zunächst Sekundäranalysen verfügbarer Datenbestände (Mikrozensus Panel, Sozio-ökonomisches Panel, Lebensverlaufsstudie) vorgenommen, die jedoch für unser Thema jeweils unterschiedliche Einschränkungen aufweisen (Fallzahlen, Möglichkeiten der Längsschnittauswertung, Erfassung unterschiedlicher Hochschulabschlüsse). Zusätzlich werden deshalb Primärdaten zu den Erwerbsverläufen von Erwerbspersonen mit Hochschulabschluss bestimmter Fachrichtungen erhoben und mit den Verfahren der Ereignis- und Sequenzmusteranalyse, sowie der Mehrebenenanalyse ausgewertet.

Zur Begründung des spezifischen Forschungsdesigns lässt sich ein zentrales Ergebnis des ebenfalls durch das Zentrum für Schul-, Bildungs- und Hochschulforschung geförderten Vorläuferprojekts "Übergänge vom Studium in den Beruf" (von Felden/Schiener, Hrsg., 2010) anführen: Der Erwerbseinstieg von Hochschulabsolventinnen und -absolventen wird demnach in den ersten Jahren stark durch die Fachrichtung des Studienabschlusses beeinflusst.

An dieses Forschungsergebnis schließen zwei Fragestellungen an:

1. Handelt es sich dabei um eine nachhaltige Strukturierung der Erwerbsverläufe, die über einen längeren Zeitraum wirksam bleibt, und wie wird eine solche "Pfadabhängigkeit" biographisch verarbeitet?

2. Gibt es Unterschiede in der studienfachspezifischen Prägung der Erwerbsverläufe für verschiedene Geburtskohorten, die auf eine Auflösung oder Flexibilisierung akademischer Erwerbskarrieren hindeuten, und wie werden entsprechende Entwicklungen durch die Betroffenen wahrgenommen und interpretiert?

Das Projekt "Diskontinuierliche Erwerbsbiographien mit Hochschulabschluss? Übergänge und lebenslanges Lernen in akademischen Arbeitsmärkten" ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Arbeitsgruppe Erwachsenenbildung/Weiterbildung des Instituts für Erziehungswissenschaft und dem Institut für Soziologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Projektbeteiligte:
Univ.-Prof. Dr. Heide von Felden, Kira Nierobisch und Maria Wagner
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Univ.-Prof. Dr. Peter Preisendörfer, Dr. Jürgen Schiener und Dr. Dirk Böpple
Institut für Soziologie, JGU

 

Sozialstrukturelle Rahmenbedingungen an Wiesbadener Grundschulen

In den letzten Jahren wurde im Rahmen verschiedener Untersuchungen, insbesondere den beiden Pisa-Studien, zunehmend eine ausgeprägte Ungleichheit der Bildungschancen zwischen verschiedenen Sozialschichten beobachtet. In keinem anderen Industrieland der Welt wirkt sich die soziale Herkunft in so erheblichem Ausmaß auf den Schulerfolg aus wie in Deutschland. Eine besondere Rolle für die beobachtete soziale Ungleichheit im deutschen Bildungssystem spielt der erste Bildungsübergang von der Grundschule auf die weiterführenden Schulformen, welcher den Kindern anschließende weitere Bildungs- oder Berufsmöglichkeiten eröffnet. Damit wird die Bildungslaufbahn in Deutschland bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt vorstrukturiert. An diesem Punkt der allgemeinen Bildungskarriere sind entscheidende Ursachen für die starke bildungsbezogene soziale Selektion zu finden. Bereits vorgelegte Arbeiten zeigen für diesen Bereich eine erhebliche Differenz zwischen den elterlichen Bildungsaspirationen, den Empfehlungen der Lehrkräfte zum weiterführenden Schulbesuch oder den Bildungsinvestitionen des Elternhauses. Die Bildungsaspirationen und -investitionen der Eltern und die Schulempfehlungen der Lehrkräfte variieren dabei erheblich mit der sozialen Herkunft der Kinder.

2005 wurde der erste kommunale Bildungsbericht der Stadt Wiesbaden erstellt und vorgelegt. Hier wurde deutlich gemacht, dass eine effiziente Bildungspolitik die beste zukunftsorientierte Sozial- und Wirtschaftspolitik darstellt und eine sachgemäße Kenntnis über die Bildungsbeteiligung der städtischen Bevölkerung als Richtschnur für den Einsatz der knappen kommunalen Ressourcen dienen kann. Die hier dargestellte Chancen(un)gleichheit der Geschlechter und der Ethnien verdeutlicht, dass die Bildungsbeteiligung und der Bildungserfolg, wie in Deutschland insgesamt, zunehmend ungleich zu Ungunsten von Jungen und vor allem von Migrantenkindern zu beobachten sind. Gegenüber der ausführlichen Darstellung ethnischer und geschlechtsbezogener Bildungschancen konnten schichtspezifische Dimensionen ungleicher Bildungschancen aber praktisch nicht behandelt werden.

Um diese Datenlücke für die Stadt Wiesbaden schließen zu können, führt die Universität Mainz in Zusammenarbeit mit der Stadt Wiesbaden im Projekt "Sozialstrukturelle Rahmenbedingungen an Wiesbadener Grundschulen" eine Vollerhebung der Kinder der vierten Klassenstufe in Wiesbaden durch (Schülerbefragung), begleitet von einer Eltern- sowie einer Schulbefragung. Hierdurch soll eine Datenlage geschaffen werden, die es ermöglicht, sowohl Verbindungen des Bildungserfolgs der Kinder zum Elternhaus herzustellen, als auch diejenigen Schulen in der Stadt Wiesbaden zu identifizieren, denen es mit gezielten Maßnahmen gelingt, gleiche bzw. verbesserte Bildungschancen herzustellen. Projektziel ist die Bearbeitung folgender Fragen:

  1. Welche sozialen Ungleichheiten der Bildungschancen können beim ersten Bildungsübergang in Schulen der Stadt Wiesbaden beobachtet werden?
  2. Auf welcher Grundlage fallen Entscheidungen zur Wahl der weiterführenden Schule?
  3. Welchen Beitrag leistet das Elternhaus zur Ungleichheit der Bildungschancen?
  4. Welchen Beitrag leisten Schulen zur Ungleichheit der Bildungschancen?


Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Hradil und Dr. Alexander Schulze
Institut für Soziologie, JGU

Dr. Rainer Unger
Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen

Projektlaufzeit:
01.10.2006 bis 01.04.2008

 

Eltern-Kind-Kompetenz-Zentrum in der Mainzer Neustadt: El Kiko International

Aus dem Projekt "Starke Mütter – Starke Kinder" ist die Gründung eines Eltern-Kind-Kompetenz-Zentrums hervorgegangen, in dem ein bildungsorientierter Arbeitsschwerpunkt entwickelt wurde. Die wissenschaftliche Begleitung dieses Modellprojekts zur Förderung von Wahrnehmung und Bildung von Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren aus Familien in schwierigen Lebenslagen wird in reduzierter Form fortgesetzt.

Zielgruppe:
0 bis 3 Jahre

Projektbeteiligte:
Univ.-Prof. Dr. Franz Hamburger
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Dr. Sabine Krömker

Projektträger:
Das Modellprojekt "Starke Mütter – Starke Kinder" wurde vom Deutschen Kinderschutzbund Mainz e. V. durchgeführt, vom Ministerium für Bildung, Frauen und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt und vom Institut für Erziehungswissenschaft der JGU Mainz in Kooperation mit dem Zentrum für Schul-, Bildungs- und Hochschulforschung wissenschaftlich begleitet.

Starke Mütter – Starke Kinder

Wissenschaftliche Begleitung eines Modellprojektes zur Förderung von Wahrnehmung und Bildung für Kinder im Alter von 0-3 Jahren aus Familien in schwierigen Lebenslagen

Das Modellprojekt "Starke Mütter – Starke Kinder" wird vom Deutschen Kinderschutzbund Mainz e.V. durchgeführt, vom Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend des Landes Rheinland-Pfalz unterstützt und vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Mainz wissenschaftlich begleitet. Das Angebot mit gemischter Komm- und Gehstruktur richtet sich an Kinder im Alter von 0–3 Jahren und deren Familien in benachteiligten Lebenslagen. Durch Erfahrungs- und Lernangebote für die Kinder wird eine erfolgreiche Integration in den Kindergarten vorbereitet. Das Projekt ist im Sozial- und Lebensraum der Zielgruppen implementiert. Es ist in der Mainzer Neustadt angesiedelt. Der Stadtteil weist hinsichtlich Bildungsniveau und sozialer Lage eine breite Streuung auf und es leben sehr viele Familien mit Kindern dort. Die Neustadt ist auch wegen der vergleichsweise günstigen Mieten für Familien mit geringem Einkommen, für Alleinerziehende, Familien mit Migrationsgeschichte und Studierende ein beliebter Wohnort. Ein spezielles Merkmal dieses Projektes ist es, dass Mütter aus dem gleichen Stadtteil durch den Deutschen Kinderschutzbund Mainz e.V. zur „Erziehungspartnerin“ geschult werden. Da sie selbst aus dem Umfeld der Zielpopulation stammen und selbst Mütter sind, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit als kompetente Ansprechpartnerin akzeptiert und können so die Förderziele übermitteln.

Der Fokus der wissenschaftlichen Begleitung liegt auf den drei zentralen Personen Kind, Mutter und Erziehungspartnerin. Die wissenschaftliche Erhebung erfolgt weitgehend über die teilnehmenden Mütter und über die Erziehungspartnerinnen. Hierbei ergeben sich aus der Literatur drei zu evaluierende Hauptbereiche: Die Lebensqualität der Mutter, die soziale Netzwerkstruktur der Familie sowie Risikoeinschätzungen bei Kindeswohlgefährdung. Des Weiteren interessiert sich die wissenschaftliche Begleitung für Motivationen, Ziele und Erwartungen der Erziehungspartnerinnen sowie den Entwicklungsstand des Kindes beim Eintritt in den Kindergarten.

Im Laufe des Projektes sollen mindestens 15, höchstens aber 30 Familien mit Kindern im Alter von 7 Wochen oder älter, begleitet werden. Für die Erhebung sind drei Messzeitpunkte (t0 = beim Einstieg in das Projekt, t1 = nach 15 Monaten, t2 = am Ende des Praxisprojektes) vorgesehen. Dabei wird sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung zurückgegriffen.

Projektbeteiligte:
Univ.-Prof. Dr. Franz Hamburger
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Dr. Sabine Krömker

Projektlaufzeit (Praxisprojekt):
2005–2008

Wissenschaftliche Begleitung des Projekts "Willkommen in Mainz"

Frühe Förderung von Kindern beginnt direkt nach deren Geburt.

Die Geburt eines Kindes ist in der Regel mit großer Freude, aber auch mit viel Verunsicherung bis hin zu erheblichen Belastungen für manche Familien verbunden. In den ersten Lebenswochen entstehen für die jungen Eltern viele Fragen, wie zum Beispiel:

  • Wie ernähre ich mein Baby richtig?
  • Was kann ich tun, wenn mein Baby schreit?
  • Wie kann ich eine Eltern-Kind-Bindung fördern?
  • Wo finde ich Beratung in speziellen Fragen?
  • Wo finde ich eine gute Kinderbetreuung?

Ziel des Projektes "Willkommen in Mainz" ist es, Familien mit neu geborenen Kindern in der Stadt Mainz mit ausgebildeten ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zu besuchen, um den neuen Bürger der Stadt willkommen zu heißen. Eltern soll die neue Situation etwas erleichtert werden, indem sie sich mit ihren Fragen an den/die ehrenamtlich(e) MitarbeiterIn wenden können.

Alle Familien erhalten ein Willkommenspaket mit entsprechend aufbereitetem Informationsmaterial sowie ein kleines Geschenk. Wenn gewünscht, stehen die geschulten Ehrenamtlichen für generelle Gespräche sowie zur Weitervermittlung an spezielle Stellen oder auch zur praktischen Unterstützung, beispielsweise beim Ausfüllen von Anträgen, zur Verfügung.

Zielgruppe des Projektes sind alle Familien mit Neugeborenen in Mainz, unabhängig von Einkommen, Herkunft oder sozialem Hintergrund.

Im Rahmen einer praxisorientierten und anwendungsbezogenen Forschung besteht die Möglichkeit, über die Dauer der Projektlaufzeit zugangsfördernde sowie zugangshemmende Faktoren für "gelingende Hausbesuche" zu eruieren. Die Methode der entwicklungsbegleitenden, formativen Evaluation bietet die Möglichkeit,  Evaluationsergebnisse im Projektverlauf direkt an die Projektleitung sowie an die Projektbeteiligten zurückzumelden. Die rückgemeldeten Ergebnisse tragen maßgeblich zur Weiterentwicklung des Praxisprojektes bei, können aber darüber hinaus auch für die Entwicklung verwandter Praxisprojekte nutzbar gemacht werden. Die Datenerhebung erfolgt methodentrianguliert durch quantitative und qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung.

Projektbeteiligte:
Univ.-Prof. Dr. Franz Hamburger
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

Dr. Sabine Krömker

 

Leise Differenzieren. Schulische Ungleichheit unterhalb der Sprache

Im Projekt "Leise Differenzieren" werden Formen von Ungleichheit zwischen Schülern erforscht, die sich unterhalb der Sprache des Schulunterrichts befinden. Das Projekt soll Differenzen zwischen Schülern in den Mittelpunkt stellen, die nicht in Leistungsunterschieden, sondern in der Schweigsamkeit ihres Handelns entstehen, in ihren Gesten, Haltungen und Bewegungen und die beobachtbar werden, aber dennoch unterhalb des Diskurses bleiben. Das Projekt soll der Hypothese nachgehen, dass der Bildungsauftrag der Schule und der damit verbundene Anspruch auf Chancengleichheit seine stärkste und unüberwindlichste, weil zugleich nicht zur Sprache zu bringende Grenze in der ungleichen Verteilung eines körperlichen Könnens und Wissens hat, sich ‚angemessen‘ in der Schule zu bewegen. Gegenüber kognitiven Leistungsunterschieden zwischen Schülern, die in Studien zu schulischer Ungleichheit häufig ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden, soll es in diesem Projekt um Differenzen gehen, die nicht diskursiv werden und sich allein auf einer solchen schweigsamen Ebene konstituieren.

Das Programm des Projekts möchte den soziologischen Begriff der schulischen Ungleichheit in eine praxeologische Form übersetzen. Dazu soll es Differenzen in den körperfundierten Praktiken von Schülern erforschen.

Ansprechpartner:
Dr. Monika Falkenberg
Institut für Erziehungswissenschaft, JGU

 

Nach PISA: Analyse der Bewältigungskompetenz von Jugendlichen in 20 Ländern: Intra- und interkulturelle Vergleiche (DFG, SE 408/20-1)

Jugendliche in verschiedenen Ländern sind aufgrund der zunehmenden Internationalisierung und Urbanisierung zum Teil mit recht ähnlichen Stressoren konfrontiert, zum Teil müssen sie aber auch kulturspezifische Stressoren bewältigen. In einer großen Studie an derzeit 13.000 Jugendlichen (12 bis 20 Jahre alt) wurden typische Stressoren und charakteristische Bewältigungsstrategien an Jugendlichen aus 20 Ländern (wie beispielsweise Afrika, Südamerika, Russland, Finnland, Griechenland, Portugal, Pakistan, Tschechien) untersucht und mit den Werten von gleichaltrigen deutschen Jugendlichen verglichen. Die bisherigen Auswertungen zeigen eine erhebliche Varianz zwischen den Ländern, aber auch viele gemeinsame Stressoren bzw. einheitliche Bewältigungsstile bei Belastungen. Auffällig war, dass sich beispielsweise Jugendliche aus den verschiedenen europäischen Ländern im Sinne eines Nord-Süd-Gefälles zum Teil erheblich unterschieden, dass aber deutsche Jugendliche durchaus nicht als das "Schlusslicht" in Bezug auf Bewältigungskompetenz zu betrachten sind. Sie weisen insgesamt im internationalen Vergleich eine sehr kompetente Herangehensweise auf. Gegenwärtig beziehen sich die Erhebungen auf den asiatischen Raum (Indien, Korea etc.), bislang noch ausstehende europäische Länder wie England und Frankreich sowie die USA und Kanada. Ein wichtiger Schwerpunkt der Auswertungen werden Vergleiche innerhalb der Länder mit verschiedenen Teilstichproben (intrakulturelle Varianz) im Vergleich zu Unterschieden zwischen Ländern (interkulturelle Varianz) sein. Die ersten Auswertungen zum Vergleich in Bezug auf die Stressbereiche Eltern und Schule finden sich in der folgenden Publikation:

Seiffge-Krenke, I. (2006). Nach Pisa. Stress in der Schule und mit den Eltern. Bewältigungskompetenz deutscher Jugendlicher im internationalen Vergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke
Psychologisches Institut, JGU

 

Evaluation des Frühstudierendenprogramms der JGU

An der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz besteht für besonders begabte Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, im Rahmen eines Frühstudiums bereits vor Erreichen des Abiturs qualifizierte Leistungsnachweise an der Universität zu erwerben. Zu unterscheiden sind zwei Formen des Frühstudiums: Zum einen das betreute Frühstudium der Fächer Mathematik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften, zum anderen das allgemeine Frühstudium, das prinzipiell in allen Studiengängen möglich ist.

Mit dem Ziel, Stärken und Schwächen der eingeführten Programme zu erheben um möglichst frühzeitig gegebenenfalls erforderliche Modifikationen eruieren zu können, wurde das ZQ mit der wissenschaftlichen Begleitung des Frühstudiums betraut.

Erstmals im Wintersemester 2004/05 wurden zwölf Schülerinnen und Schüler schriftlich befragt, die an dem betreuten Frühstudierendenprogramm der Fächer Chemie, Mathematik und Wirtschaftswissenschaften teilnahmen. Der eingesetzte Fragebogen zielte auf die Erfassung der Studienmotive und - erwartungen, der Studienzufriedenheit sowie der Vereinbarkeit von Frühstudium und regulärem Schulbesuch. Ergänzend wurden auch die Lehrerinnen und Lehrer der betreffenden Schülerinnen und Schüler befragt und aus ihrer Perspektive ebenfalls Einschätzungen bezüglich der Auswirkungen des Programms auf den Schulbesuch erhoben.

Im Folgejahr richtete sich eine schriftliche Befragung an die "Abbrecher" des Frühstudiums, mit dem Ziel, deren Beweggründe für die Einstellung ihrer Teilnahme zu eruieren. Darüber hinaus wurde erneut eine Lehrerbefragung durchgeführt. Berücksichtigung erfuhren hierbei die Lehrerinnen und Lehrer aller 21 Schülerinnen und Schüler, welche im Wintersemester als Frühstudierende gemeldet waren.

Ergänzend wurden an der Universität im WS 2005/06 Evaluationsgespräche durchgeführt. Dabei führte das ZQ in Kooperation mit dem ZfL separate Gesprächsrunden mit den Studierenden des allgemeinen Frühstudiums sowie des betreuten Frühstudiums, so dass auch Aussagen über die jeweils unterschiedlichen Studienbedingungen der beiden Programme und die damit einhergehenden Einschätzungen getroffen werden können. Übergreifend wurde des Weiteren ein Gespräch mit den zentralen Frühstudierendenbeauftragten sowie den involvierten Dozentinnen und Dozenten angesetzt.

Bewältigung und Balancierung von Berufs- und Partnerschaftszielen im jungen Erwachsenenalter: Bedingungen und Konsequenzen für die psychische Gesundheit

Das Projekt ist ein Teilprojekt des europäischen Großprojektes (ESF-ECRP-Proposal #309) "Young Adults Socialisation: Identity and Well-Being in Modern Europe". Das Projekt wird gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Peter Noack von der Universität Jena durchgeführt. Das Projekt schließt eine Längsschnittstudie an jungen Erwachsenen über einen Zeitraum von drei Jahren ein.

Ansprechpartner:
Dr. Sina Nitzko

 

Übergänge zwischen Studium und Beruf

Fragestellung und Projektziele

Das Projekt "Übergänge zwischen Studium und Beruf" ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Arbeitsgruppe Erwachsenenbildung des Instituts für Erziehungswissenschaft, dem Institut für Soziologie und dem Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Das Forschungsinteresse gilt der Gestaltung des Übergangs vom Studium in den Beruf durch Hochschulabsolventen der Mainzer Universität. Hierbei sind vor allem die vorherigen Erwartungen an das Studium und den Beruf sowie die gemachten Erfahrungen im Übergang vom Studium in den Beruf interessant. Um auch die ersten Berufsjahre mit in die Untersuchung einzubeziehen, werden die Absolventinnen und Absolventen des Jahres 2002 interviewt. Neben den erwarteten Erkenntnissen zur Gestaltung von Übergängen im Allgemeinen und der Beteiligung von Lern- und Bildungsprozessen am Übergang vom Studium in den Beruf im Besonderen werden die Ergebnisse auch von hochschulpolitischer Bedeutung sein.

Die Untersuchung umfasst jeweils ein qualitatives und ein quantitatives Teilprojekt: So werden die Absolventinnen und Absolventen von 2002 um die Beantwortung eines Fragebogens gebeten; mit einer kleineren Stichprobe wird darüber hinaus ein Interview geführt, um die biographische Erfahrungsaufschichtung, d. h. die über den Fragebogen hinausreichende Verzahnung von Personenmerkmalen, biographischen Ereignissen und beruflichen Erfahrungen, zu erfassen. Mit diesem Forschungsdesign wird gleichzeitig eine konstruktive Methodendiskussion (qualitative vs. quantitative Methoden) angestrebt.

Literatur

von Felden, Heide / Schiener, Jürgen (Hg.) 2010: Transitionen - Übergänge vom Studium in den Beruf. Entwicklungs- oder Lernprozesse, Wiesbaden: VS Verlag (im Erscheinen).


Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Heide von Felden und Dr. Jürgen Schiener
Insitut für Soziologie, JGU

Projektbeteiligte:
Jun. Prof. Dr. Astrid Seltrecht, Kira Nierobisch M.A., Dipl.-Päd. Maria Wagner und Dr. Dirk Böpple

Kooperationspartner:
Univ.-Prof. Dr. Uwe Schmidt und Dr. Carina Oesterling
Zentrum für Qualitätssicherung und -Entwicklung, JGU

Finanzierung:
Zentrum für Schul-, Bildungs- und Hochschulforschung (ZSBH), JGU

Projektlaufzeit:
06/2008 bis 12/2009

Gleichberechtigte Teilhabe Älterer an der Weiterbildung: Qualitätskriterien und umsetzungsfähige Vorschläge

Fragestellung und Projektziele

In Deutschland werden immer mehr Menschen immer älter, der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst. Das stellt auch die Weiterbildungseinrichtungen vor neue Aufgaben, denn ältere Menschen sind üblicherweise nicht mehr am Erwerbsleben beteiligt, sie möchten anders an der Gesellschaft partizipieren. Der Bereich der Weiterbildung kann hier wichtige gesellschaftliche Funktionen wahrnehmen: Ältere Menschen werden integriert, sie können ihre Erfahrungen nach Aufgabe der Berufsrolle z. B. in einem Ehrenamt einsetzen. Das Potenzial älterer Menschen kann so genutzt werden.

Gegenwärtig sind jedoch gerade ältere Menschen in den Weiterbildungseinrichtungen unterrepräsentiert. Um eine gleichberechtigte Teilhabe zu erreichen, muss also die Frage beantwortet werden, wie Bildungsangebote zu gestalten sind, damit sie von älteren Menschen angenommen werden.

Dazu wird vom Institut für Soziologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine Befragung von zwei Untersuchungsgruppen durchgeführt: Es wird zum einen eine repräsentative Stichprobe von älteren Mainzerinnen und Mainzern und zum anderen ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer von VHS-Kursen zu ihren Bildungsinteressen, -motiven und -bedürfnissen befragt. Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Studie werden Gestaltungsvorschläge formuliert, die in Pilotprojekten umgesetzt und evaluiert werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden interessierten Weiterbildungseinrichtungen zugänglich gemacht, um eine gleichberechtigte Teilhabe älterer Menschen an Weiterbildung zu fördern. Finanziert wird das Projekt vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.


Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Peter Preisendörfer
Institut für Soziologie, JGU

Durchführung:
Dr. Jürgen Schiener, cand. soz. Nadja Konrad und cand. soz. Uta Landrock
Institut für Soziologie, JGU

Auftraggeber:
Volkshochschule Mainz

Kooperationspartner:
Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung, JGU

Finanzierung:
Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Rheinland-Pfalz

Projektlaufzeit:
06/ 2007 bis 05/2009

Soziale Sicherung von Honorarkräften in der Weiterbildung

Fragestellung und Projektziele

Der Bereich der Weiterbildung befindet sich derzeit im Umbruch, weil die staatlichen Zuschüsse in den letzten Jahren massiv eingeschränkt wurden (Kraft 2006). Über die Auswirkungen auf die soziale Lage und die soziale Sicherung von Honorarkräften in der Weiterbildung ist wenig bekannt. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurde zwar unlängst eine umfangreiche, bundesweite Studie zum Thema veröffentlicht (WSF 2005). Sie enthält aber keine Angaben zur regionalen bzw. lokalen Situation.

Das Projekt soll repräsentative Angaben zur Erwerbssituation, Einkommensstruktur und Rentenversicherungspflicht von Honorarlehrkräften an Volkshochschulen in der Region Rheinhessen ermöglichen. Darüber hinaus werden Angaben zu den Lebenslagen des Weiterbildungspersonals erhoben, um das Sozialprofil verschiedener Gruppen vergleichen zu können. Da entsprechende Daten bei den Volkshochschulen nicht verfügbar sind, werden im Rahmen der Projektlaufzeit statistische Primärdaten erhoben, eingelesen und ausgewertet.

Literatur

Kraft, Susanne 2006: Umbrüche in der Weiterbildung - dramatische Konsequenzen für das Weiterbildungspersonal (DIE Fakten), Bonn: DIE.

WSF Wirtschafts- und Sozialforschung 2005: Erhebung zur beruflichen und sozialen Lage von Lehrenden in Weiterbildungseinrichtungen (Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung), Kerpen: WSF Wirtschafts- und Sozialforschung.


Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Peter Preisendörfer
Institut für Soziologie, JGU

Durchführung:
Dr. Jürgen Schiener und cand. soz. Anja Crößmann
Institut für Soziologie, JGU

Kooperationspartner:
Volkshochschule Mainz, Zentrum für Qualitätssicherung und -Entwicklung, JGU

Finanzierung:
Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, Rheinland-Pfalz

Projektlaufzeit:
09 / 2006 bis 02 / 2007

Statuseffekte beruflicher Weiterbildung im Spiegel des Mikrozensus

1. Fragestellung

In modernen Gesellschaften, deren Ökonomie auf eine fortwährende Aktualisierung des Humankapitalbestands angewiesen ist, gewinnt die berufliche Weiterbildung zunehmende Bedeutung. Daran sind vielfältige Erwartungen geknüpft. Auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene versprechen zusätzliche Investitionen in die berufliche Weiterbildung mehr Wachstum. Auf der Unternehmensebene geht es darum, die Innovations- und Konkurrenzfähigkeit zu steigern. Auf der individuellen Ebene gilt berufliche Weiterbildung als Medium des sozialen Aufstiegs bzw. der Statussicherung der Erwerbstätigen.

Das Forschungsprojekt ist auf die individuelle Ebene beruflicher Weiterbildung ausge­richtet. Anhand von Mikrozensusdaten wird untersucht, welche Effekte die berufliche Wei­terbildung auf den sozialen Status von Erwerbstätigen ausübt. Mit dem Einkommen und dem beruflichen Status bzw. Prestige werden zwei Dimensionen des sozialen Status unterschieden. Im Einzelnen geht es um Fragen, nach welchen Kriterien entsprechende Weiterbildungsef­fekte differenziert werden können (z.B. für einzelne Bundesländer, Branchen, Qualifikations­stufen), ob sie in multivariaten Analysen ebenfalls nachzuweisen sind und wie sie sich in der Interaktion mit anderen Einflussfaktoren des sozialen Status verhalten. Darüber hinaus wird in einer Trendanalyse untersucht, ob und ggf. wie sich die Statuseffekte der beruflichen Weiter­bildung im Zeitverlauf verändern.

2. Forschungsstand

Die vorliegenden Untersuchungen zum Verhältnis von beruflicher Weiterbildung und sozialem Status lassen insgesamt auf positive Status- und Karriereeffekte der Weiterbildung schließen (vgl. die Überblicksarbeiten von Becker 1999, Bellmann 2003, Büchel und Pannen­berg 2004). Es zeigen sich jedoch bemerkenswerte Strukturunterschiede. Einkommenseffekte sind häufiger dokumentiert als Prestigeeffekte; die „ökonomische“ Dimension des sozialen Status ist besser erforscht als die „soziologische“. In beiden Dimensionen sind Unterschiede nach Region, Branche, Betriebsgröße, Beschäftigungsumfang, Qualifikationsniveau und Ge­schlecht festzustellen (Büchel und Pannenberg 2004). Auch für verschiedene Institutionalisie­rungsformen der Weiterbildung sind unterschiedliche Statuseffekte nachweisbar (z.B. nach AFG- bzw. SGB-geförderter, betrieblicher und individueller Weiterbildung, nach formeller und informeller oder nach zertifizierter und nicht zertifizierter Weiterbildung).

Informationen zur Entwicklung von Wirksamkeit und Nutzen beruflicher Weiterbildung sind seltener als zur Struktur: Die Trendanalyse von Status- und Karriereeffekten beruflicher Weiterbildung ist ein Desiderat der Weiterbildungsforschung. Es finden sich Hinweise, dass die monetären Ertragsraten beruflicher Weiterbildung in Westdeutschland bereits zwischen 1950 und 1983 gesunken sind (Becker und Schömann 1996). Aufgrund der retrospektiv er­fassten Einkommensangaben und geringen Fallzahlen erscheint hier die Datenbasis allerdings recht schwach. Meine eigenen Untersuchungen deuten darauf hin, dass in den 1990er Jahren die Karriereeffekte der Weiterbildung für westdeutsche Erwerbstätige zurückgegangen sind (Schiener 2005). Da die Erwartung des sozialen Aufstiegs nach wie vor ein zentrales Motiv der Weiterbildungsbeteiligung darstellt (Wilkens 2005), ist der Rückgang der Weiterbil­dungsteilnahme seit den 1990er Jahren (Kuwan und Thebis 2005) möglicherweise auf länger­fristig abnehmende Renditen der beruflichen Weiterbildung zurückzuführen.

3. Datengrundlage

Dem Projekt liegen die verfügbaren Scientific-Use-Files des Mikrozensus zugrunde (derzeit 1989 bis 2003). Informationen zur Teilnahme an beruflicher Weiterbildung, zum Lern­ort und zur Dauer der Maßnahme wurden von 1989 bis 1995 in 2-jährigem Abstand (seit 1991 auf freiwilliger Basis) für den Bezugszeitraum der jeweils vergangenen zwei Jahre er­hoben. Seit 1996 wird ein erweiterter Satz von Informationen jährlich im Ergänzungspro­gramm des Mikrozensus an einer Unterstichprobe abgefragt. Die Angaben beziehen sich auf das jeweils zum Erhebungszeitpunkt vergangene Jahr. Aufgrund der Veränderungen im Erhe­bungsdesign sind die Ergebnisse zur beruflichen Weiterbildung vor 1996 und danach nicht uneingeschränkt vergleichbar. 2003 wurden erstmals Informationen zum informellen Lernen erhoben. Eine Zuordnung zum Bereich der beruflichen Weiterbildung scheint hier allerdings nur bei dem Indikator „Nutzung von Fachliteratur“ plausibel.

4. Methodische Aspekte

Die oben dargestellten Befunde wurden größtenteils anhand des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) ermittelt (SOEP Group 2001). Der Mikrozensus (MZ) wird lediglich in der Analyse von Pfeiffer und Brade (1995) verwendet. Für die gegebene Fragestellung weist der MZ im Vergleich zum SOEP eine Reihe methodischer Vor- und Nachteile auf. Der MZ ent­hält – zumindest in der derzeit zur Verfügung stehenden Form – nur Querschnittdaten. Status­effekte beruflicher Weiterbildung werden aber häufig als Kausaleffekte interpretiert und zur Identifikation derselben sind Längsschnittdaten besser geeignet, weil sich hier auch unbeo­bachtete Heterogenität auf der Teilnehmerebene kontrollieren lässt (Büchel und Pannenberg 2004). Desweiteren sind im MZ nur Angaben zum klassierten Netto-Einkommen aus allen möglichen Einkommensarten verfügbar und nicht zum Brutto-Erwerbseinkommen (Schimpl-Neimanns 2002). Pfeiffer und Brade (1995) zeigen jedoch, dass sich mit diesen Problemen konstruktiv umgehen lässt.

Ein wesentlicher Vorteil des MZ ist demgegenüber in den hohen Fallzahlen zu sehen, die sehr differenzierte Analysen (z.B. für einzelne Bundesländer, Branchen, Qualifikations­gruppen) und präzise Schätzungen ermöglichen. Ein weiterer Vorteil liegt in den geringen Non-Response-Raten, was sich vor allem beim Einkommen als abhängiger Variable bemerk­bar macht. Eine aktuelle Skala des Berufsprestiges steht als abhängige Variable im MZ ebenso wie im SOEP zur Verfügung (Frietsch und Wirth 2001), obwohl sie bisher selten ver­wendet wurde. Auch im Hinblick auf Trendanalysen scheint der Mikrozensus besser geeignet zu sein als das SOEP, weil hier das Problem der Panelmortalität keine Rolle spielt.

In Anbetracht der methodischen Überlegungen erscheint die Analyse von Statuseffekten beruflicher Weiterbildung mit dem MZ als sinnvolle Ergänzung bisheriger Forschungsarbei­ten. Zudem sind die Fragen zur beruflichen Weiterbildung im Mikrozensus bisher generell unterausgewertet. Von vereinzelten substanzwissenschaftlichen Beiträgen abgesehen (z.B. Pfeiffer und Brade 1995, Weiß 2004), wurden die Informationen zur beruflichen Weiterbil­dung in der Vergangenheit lediglich in den Tabellenwerken des Statistischen Bundesamts ausgewiesen.

5. Trendanalysen

Im Rahmen des hier vorgestellten Projekts sollen Veränderungen im Status- und Ein­kommenseffekt der beruflichen Weiterbildung getrennt für ost- und westdeutsche Männer und Frauen nachgezeichnet werden. Auf der Basis der verfügbaren Scientific-Use-Files werden jeweils multiple Regressionsmodelle des beruflichen Status und des Einkommens in Abhän­gigkeit von der Teilnahme an beruflicher Weiterbildung und von relevanten Kovariablen ge­schätzt. Veränderungen in der Abhängigkeitsstruktur des beruflichen Status und des Ein­kommens werden mithilfe von Trendindikatoren angepasst.

6. Interaktions- und Kontextanalysen

Wie oben dargestellt, sind die Status- und Einkommenserträge von beruflicher Weiter­bildung nicht für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleich. In der Regel wird versucht, die beobachtete Heterogenität auf der Individualebene in multivariaten Modellen zu kontrollieren. Weitaus seltener werden Kontexteffekte (z.B. auf der Ebene von Branchen oder Bundeslän­dern) berücksichtigt, wenn es um die Einflussfaktoren differenzieller Weiterbildungserträge geht. Deshalb werden mit einem aktuellen Mikrozensus zunächst Interaktionseffekte zwi­schen der beruflichen Weiterbildung einerseits sowie Bundesländern und Branchen anderer­seits untersucht. Falls sich die Interaktionseffekte als statistisch signifikant und substanziell relevant erweisen, werden weiterführende Analysen unternommen. Zu diesem Zweck werden den Personendaten aus dem Mikrozensus Zusatzinformationen auf der Länder- oder Bran­chenebene zugespielt, um die Unterschiede in den Weiterbildungserträgen zu erklären.

7. Literatur

Becker, Rolf 1999: Berufliche Weiterbildung auf dem Prüfstand. Wirksamkeit und Nutzen von Weiterbildung, in: Grundlagen der Weiterbildung 10, S. 213-215.

Becker, Rolf / Schömann, Klaus 1996: Berufliche Weiterbildung und Einkommensdynamik. Eine Längsschnittstudie mit besonderer Berücksichtigung von Selektionsprozessen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 48, S. 426-461.

Bellmann, Lutz 2003: Datenlage und Interpretation der Weiterbildung in Deutschland (Schriftenreihe der Expertenkommission Finanzierung Lebenslangen Lernens 2), Biele­feld: Bertelsmann.

Büchel, Felix / Pannenberg, Markus 2004: Berufliche Weiterbildung in West- und Ost­deutschland. Teilnehmer, Struktur und individueller Ertrag, in: Zeitschrift für Arbeits­marktforschung 37, S. 73-126.

Frietsch, Rainer / Wirth, Heike 2001: Die Übertragung der Magnitude-Prestigeskala von We­gener auf die Klassifizierung der Berufe, in: ZUMA-Nachrichten, Nr. 48, S. 139-163.

Kuwan, Helmut / Thebis, Frauke 2005: Berichtssystem Weiterbildung IX. Ergebnisse der Re­präsentativbefragung zur Weiterbildungssituation in Deutschland, Bonn/Berlin: BMBF.

Pfeiffer, Friedhelm / Brade, Joachim 1995: Weiterbildung, Arbeitszeit und Lohneinkommen, in: Steiner, Viktor / Bellmann, Lutz (Hg.): Mikroökonomik des Arbeitsmarktes (BeitrAB 192), Nürnberg: IAB, S. 289-326.

Schiener, Jürgen 2006: Bildungserträge in der Erwerbsgesellschaft. Analysen zur Karrieremobilität, Wiesbaden: VS-Verlag.

Schimpl-Neimanns, Bernhard 2002: Anwendungen und Erfahrungen mit dem Scientific Use File des Mikrozensus (ZUMA-Arbeitsbericht 01/2002), Mannheim: ZUMA.

SOEP Group 2001: The German Socio-Economic Panel (GSOEP) After More than 15 Years – Overview, in: Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 70, S. 7-14.

Weiß, Walter 2004: Beteiligung an beruflicher Weiterbildung, in: Institut Arbeit und Technik (Hg.): Jahrbuch 2003 / 2004, Gelsenkirchen: Institut Arbeit und Technik, S. 185-197.

Wilkens, Ingrid 2005: Weiterbildung/lebenslanges Lernen und soziale Segmentation, in: SOFI / IAB / ISF / INIFES (Hg.): Berichterstattung zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland. Arbeit und Lebensweisen, Wiesbaden: VS Verlag, S. 505-521.

Projektleitung und Durchführung:
Dr. Jürgen Schiener
Institut für Soziologie, JGU

Finanzierung:
Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten

Projektlaufzeit:
12 / 2005 bis 12 / 2006

Erste Ergebnisse:

  • Poster (präsentiert auf der 3. Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten, 11./12. Mai 2006, Kurhaus Wiesbaden)
  • Präsentation (Vortrag beim Werkstattgespräch "Bildung im Erwerbsleben", Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA), Mannheim, 06./07. Oktober 2006)

 

Gleichberechtigte Teilhabe Älterer an der Weiterbildung: Qualitätskriterien und umsetzungsfähige Vorschläge

In Deutschland werden immer mehr Menschen immer älter, der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst. Das stellt auch die Weiterbildungseinrichtungen vor neue Aufgaben, denn ältere Menschen sind üblicherweise nicht mehr am Erwerbsleben beteiligt, sie möchten anders an der Gesellschaft partizipieren. Der Bereich der Weiterbildung kann hier wichtige gesellschaftliche Funktionen wahrnehmen: Ältere Menschen werden integriert, sie können ihre Erfahrungen nach Aufgabe der Berufsrolle z.B. in einem Ehrenamt einsetzen. Das Potenzial älterer Menschen kann so genutzt werden.

Gegenwärtig sind jedoch gerade ältere Menschen in den Weiterbildungseinrichtungen unterrepräsentiert. Um eine gleichberechtigte Teilhabe zu erreichen, muss also die Frage beantwortet werden, wie Bildungsangebote zu gestalten sind, damit sie von älteren Menschen angenommen werden.

Dazu wird vom Institut für Soziologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine Befragung von zwei Untersuchungsgruppen durchgeführt: Es wird zum einen eine repräsentative Stichprobe von älteren Mainzerinnen und Mainzern und zum anderen ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer von VHS-Kursen zu ihren Bildungsinteressen, -motiven und -bedürfnissen befragt. Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Studie werden Gestaltungsvorschläge formuliert, die in Pilotprojekten umgesetzt und evaluiert werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden interessierten Weiterbildungseinrichtungen zugänglich gemacht, um eine gleichberechtigte Teilhabe älterer Menschen an Weiterbildung zu fördern. Finanziert wird das Projekt vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.

Projektbeteiligte:
Univ.-Prof. Dr. Peter Preisendörfer (Leitung), Dr. Jürgen Schiener (Durchführung)
Institut für Soziologie, JGU

Volkshochschule Mainz (Träger)

Kooperationspartner:
AG Erwachsenenbildung des Instituts für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Katholisches Bildungswerk der Diözese Mainz
Katholisches Bildungswerk Mainz-Stadt

Projektlaufzeit:
Juni 2007 bis Mai 2009

 

Soziale Sicherung von Honorarkräften in der Weiterbildung: Eine schriftliche Befragung zur Erfassung rentenversicherungspflichtiger Einkommen von selbstständigen Dozentinnen und Dozenten

Anlass für das Projekt war die als kritisch wahrgenommene soziale Alterssicherung von in der Weiterbildung beschäftigten Dozentinnen und Dozenten. Honorarlehrkräfte gehören zu einer Gruppe von Selbstständigen, die bei Erreichen bestimmter Einkommensgrenzen unter die Rentenversicherungspflicht fallen. Sobald ihre Einkünfte eine Geringfügigkeitsgrenze erreichen, müssen sie den vollen Satz aus eigenen Mitteln aufbringen. Je nach Honorarsatz ist dadurch zu befürchten, dass

  • hoch qualifizierte Lehrkräfte ihre Tätigkeit im Bereich der Weiterbildung einschränken oder ganz in benachbarte, besser honorierte Berufsfelder abwandern,
  • der Professionalisierungsgrad und die Qualität im Bereich der Weiterbildungsangebote auf Dauer leiden,
  • trotz Versicherungspflicht viele Honorarkräfte nicht in der Rentenversicherung erfasst sind,
  • und besonders Frauen von diesen Regelungen betroffen und benachteiligt sind.

Ziel des Projekts war die Erfassung der Einkommensstruktur von in der Weiterbildung beschäftigten Honorarkräften der Volkshochschulen in der Region Rheinhessen. Dabei ging es primär um eine Einschätzung der Anzahl derjenigen, die aufgrund ihrer Einkünfte unter die Rentenversicherungspflicht fallen: Wie viele Honorarkräfte sind nebenberuflich, wie viele hauptberuflich in der Weiterbildung als Honorarkräfte tätig? Wie hoch sind die Honorare insgesamt, die die Honorarkräfte in der Weiterbildung erwirtschaften und auf welche Weiterbildungsträger (kommerziell, öffentlich-rechtlich) verteilen sich die Honorare und in welcher Höhe? Gibt es systematische Unterschiede in der Verteilung von haupt- und nebenberuflichen Honorarkräften auf die Volks-hochschulen? Lässt sich eine unterschiedliche Betroffenheit von der Rentenversicherungspflicht zwischen weiblichen und männlichen Honorarkräften feststellen?

Um diese Fragen zu beantworten wurde eine schriftliche postalische Befragung von ca. 2000 Honorarkräften aus 13 Volkshochschulen der Region Rheinhessen konzipiert und durchgeführt. Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz und der VHS Mainz.

Ansprechpartner:
Dr. Jürgen Schiener
Institut für Soziologie, JGU

Horst Leder
Volkshochschule Mainz